Jagdszenen aus Niederbayern ist ein 1968 gedrehter deutscher Kinofilm
des Regisseurs Peter Fleischmann mit Martin Sperr in der Hauptrolle.
Nach längerer Abwesenheit kommt der 20-jährige Mechaniker Abram zu
seiner Mutter in sein kleines Heimatdorf in Niederbayern zurück. Beide
sind als Nachkriegsflüchtlinge keine Einheimischen, weshalb Abrams
Mutter umso mehr darauf bedacht ist, ihren guten Ruf zu wahren. Sie
erzählt den anderen Dorfbewohnern, dass ihr Sohn während seiner
Abwesenheit in der Großstadt gearbeitet habe. Schon bald wird allerdings
im Dorf getuschelt, dass Abram im Gefängnis in Landshut eingesessen
habe. Über den Grund seines Gefängnisaufenthaltes hält sich Abram
bedeckt, doch schnell kommt heraus, dass er wegen eines Kontakts mit
einem anderen Mann aufgrund des damals noch geltenden Paragrafen 175
eingesessen hat. Abram ist als homosexueller Ex-Sträfling nun endgültig
zum Außenseiter abgestempelt und wird angefeindet. Seine Mutter grenzt
sich von ihm ab, um von den anderen Dorfbewohnern nicht mit ihm in
Verbindung gebracht zu werden.
Foto: Angelika Stute/ZDF
Die Dorfgemeinschaft, in der viele in der Landwirtschaft
arbeiten, gemeinsame Schlachtungen und Ernten vornehmen und meistens
sonntags in die katholische Kirche gehen, bietet zwar der
Mehrheitsgesellschaft ein enges Gemeinschaftsleben – Personen, die sich
nicht anpassen können oder wollen, werden aber gnadenlos ausgegrenzt. Neben
Abram trifft das auch auf die als „Dorfhure“ verschriene Hannelore zu, die
der einzige Mensch ist, der Abram Verständnis und Zuwendung entgegenbringt.
Allerdings hofft Hannelore darauf, dass Abram eine offenbar frühere
Liebesbeziehung mit ihr fortsetzt, wozu dieser allerdings nicht gewillt
scheint. Die Witwe Maria, bei der Abram auf dem Hof lebt, ist wegen ihres
behinderten Sohns Ernstl und ihrer unehelichen Beziehung mit ihrem Knecht
Volker ebenfalls Gegenstand von Dorflästereien. Langhaarige junge Menschen
und Gastarbeiter werden zeitweilig ebenfalls zu Zielscheiben. Volker
bedrängt Hannelore in einem Kornfeld, die auf seine Nötigungen hin
schließlich einwilligt, gegen Geld mit ihm Sex zu haben.
Foto: Angelika
Stute/ZDF
Derweil steigern sich die Vorurteile der Dorfbewohner
gegen Abram zu blankem Hass, der sich bald zu einer Art 'Menschenhatz'
ausweitet. Die zufällig vorbeifahrende Fleischerin beobachtet Abram auf der
Autobahnbrücke in einer Umarmung mit Ernstl, was sich zu der Spekulation
ausweitet, Abram habe den behinderten Jugendlichen vergewaltigt. Maria
verweist Abram ihres Hofes und dieser beschließt, das Dorf für immer zu
verlassen. Er wird jedoch von den Dorfbewohnern am Einsteigen in den Bus
gehindert, da die Fleischerin unterdessen die Polizei verständigt hat und
ihn anzeigen will. Denn inzwischen hat die schwangere Hannelore vor den
Dorfbewohnern behauptet, dass Abram auch der Vater ihres Sohnes sei, was die
Wut im Dorf auf Abram noch gesteigert hat. Als Hannelore ihn am Verlassen
des Dorfes hindern will, kommt es zum Streit, bei dem die junge Frau von
Abram im Affekt getötet wird. Der Dorfpöbel gerät in Rage und in einer
gemeinschaftlichen Meute suchen die Dorfbewohner den Wald nach Abram ab.
Abram wird gestellt und verhaftet, daraufhin feiert die Dorfgemeinde
fröhlich bei einem Dorffest.
- Quelle: wikipedia.org -
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Der Film basiert auf dem Theaterstück Jagdszenen aus Niederbayern des
Hauptdarstellers Sperr. Neben Sperr hatte sich nach Angaben von Fleischmann
auch Rainer Werner Fassbinder für die Hauptrolle interessiert. Fleischmann
mischte in der Besetzung professionelle Darsteller mit Laienschauspielern,
teilweise direkt aus den Drehorten, um so für eine authentische Atmosphäre
zu sorgen. Den 73-jährigen Johann Brunner, der den Filmdreh nachträglich als
beste Zeit seines Lebens bezeichnete, überzeugte Fleischmann, als alter
Knecht vor die Kamera zu treten. Für die damals noch unbekannten
Jungschauspielerinnen Angela Winkler und Hanna Schygulla war dies beider
erster abendfüllender Kinospielfilm.
Die Dreharbeiten fanden vom 5. August bis 6. Oktober 1968
statt, die Hauptkulisse war das Dorf Unholzing, auch im Nachbardorf
Ergoldsbach wurde gedreht. Viele der Bewohner des Ortes waren ursprünglich
davon ausgegangen, es werde ein Jagdfilm gedreht. Die Dorfbewohner wirkten
trotz der damals provokanten Thematik am Film als Nebendarsteller und
Statisten mit. Die Beziehung zwischen Dorfbewohnern und Regieteam war
löblich, wie Regisseur Fleischmann nochmals 2019 in einem Interview
bekräftigte. Einige der Dorfbewohner erklärten zur Premiere im Interview,
sie hätten die Mitglieder der Filmcrew – obwohl einige von ihnen lange Haare
gehabt hätten – sympathisch gefunden.
Jagdszenen aus Niederbayern erlebte seine
Welturaufführung im Mai 1969 während der Internationalen Filmfestspiele in
Cannes. Die deutsche Erstaufführung erfolgte am 29. Mai 1969 in Landshut.
Die Reaktion auf den Film in der Region war zum Teil feindselig und eine
Person schrieb gar an die Zeitung: „Am liebsten würde ich das ganze Kino mit
dieser Schweinerei in die Luft fliegen lassen!“ Andere Besucher der
Kinopremiere machten sich Sorgen um den Ruf der Region Niederbayern. Dagegen
gab es bei der Premiere in Landshut auch positive Stimmen, die die
gesellschaftskritischen Aspekte und eine lebensnahe Inszenierung lobten. Im
deutschen Fernsehen war der Film erstmals am 11. März 1977 in der ARD zu
sehen.
Foto: Angelika Stute/ZDF
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