Premiere:

"Himmel, Herrgott, Sakrament"

Mit seinem Namen verbindet man bayerische Kultserien wie "Irgendwie und Sowieso", "Cafe Meineid" oder "München 7": Franz X. Bogner. Auch deswegen freuen sich die Fans, wenn es von ihm Neues gibt. Der bekannte Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler hat nun mit seinem gleichnamigen Buch "Himmel, Herrgott, Sakrament" die Vorlage zur Serie geliefert, auch wenn dies kein Filmportrait über ihn ist. Es steht also diesmal kein Bauernsohn, kein Bürgermeister oder Polizist im Zentrum der Geschichte, sondern ein Priester. Der wird gespielt von Stephan Zinner, bekannt als Metzger Simmerl in den "Eberhofer"-Filmen und Kommissar Dennis Eden im Münchner "Polizeiruf". Die TV-Serie über den weltoffenen und temperamentvollen Pfarrer Hans Reiser, wird ab 27. Oktober 2023 erstmalig im BR Fernsehen ausgestrahlt.

Wir waren bei der Premiere der ersten Folgen im Münchner RIO Filmpalast...

 

Der Regisseur umringt von seinem Cast...

...und natürlich seinen Hauptdarstellern Anna Schäfer und Stephan Zinner.

 

Auch Pfarrer Rainer Maria Schießler musste viele Fragen beantworten.

 

Mit dabei auch u.a. Lilly Forgách, Franz Xaver Brückner, Andreas Bittl und Silke Franz.

 

Unser Gespräch mit Hauptdarsteller Stephan Zinner:

Stephan, bei unserem letzten Gespräch meintest Du "Ich spiele eigentlich lieber die richtigen Oarschlöcher". War wohl wieder nix...

(lacht) Ja mei, da muss ich noch ein bisschen daran arbeiten, aber die kommen schon auch mal noch. Mit der Rolle des Pfarrers bin ich aber sehr zufrieden.

Wahrscheinlich stellt Dir gerade jeder die Frage, aber welche Beziehung hast Du zur Religion? Als Oberbayer bist Du ja sicher katholisch aufgewachsen...

Nein, die Mama war evangelisch und deshalb bin ich da auch "eingestuft" worden. In Bayern zwar selten, war aber halt so. Ich kann auch nichts negatives über Religion sagen, nur habe ich im Laufe der Zeit gemerkt, dass es nicht ganz so meins ist. Und jetzt bin ich halt nicht mehr evangelisch und auch nicht mehr in der Kirche.

"Himmel, Herrgott, Sakrament" im Fernsehen und "Der Teufel, das Mädchen und der Blues" auf der Bühne. Wo zieht es Dich denn mehr hin?

(lacht) Ha! Eine Fangfrage. Natürlich mehr zum Teufel, aber man hofft ja dann doch, dass man im Himmel endet. (lacht) Mein Programm handelt halt vom Teufel, weil ich davon mehr kenne. (grinst)

Was ist denn für Dich mehr Himmel oder Hölle? Die Bühne oder das Fernsehen?

Ich kann da immer nur das Gleiche sagen. Der Wechsel dazwischen ist super. Es ist für mich eine sehr coole Möglichkeit und eine luxuriöse Position, das machen zu können. Das man mal Konzerte spielen kann und auch zwischendrin etwas drehen. Wer schon mal als Musiker auf Tour war, der weiß es ist zwar super cool, aber halt auch nicht immer einfach. Ich mag wirklich beides sehr gern.

Als gelernter Schauspieler ist es nun Deine erste Serien Hauptrolle. Gibt es bei Dir noch so etwas wie Lampenfieber oder Nervosität?

Nein, gar nicht. Bei mir ist es eher oft so, dass ich aufgeregter bin, wenn ich einen kleineren Part spiele. Bei einer Hauptrolle bist du ja regelmäßig am Set und kannst eventuell noch mal was besser spielen. Wenn aber z.B. für deine Rolle nur zwei Drehtage angesetzt sind und davon verkackst du einen, dann wird es schwierig. Man ist schon aufgeregt und konzentriert, aber einfach auf eine andere Art.

Jetzt weiß ich ja, dass Du auch Fan von früheren Serien Franz X. Bogners bist. Wie ist das dann für Dich, mit so einem Kultregisseur zu drehen?

Das ist dann tatsächlich aufregend. (lacht)

Wie kam er auf Dich?

Das war ein ganz normales Casting. Ich weiß von ein paar Kollegen, die auch dabei waren. Sie haben sich dann für mich entschieden und das hat mich sehr gefreut. Ich hab dann mit dem Franz (Regisseur) geratscht und schließlich haben wir es zusammen gemacht.

Kanntest Du das Buch von Rainer Maria Schießler schon vorher?

Ich wusste das es eins gibt, aber gelesen hatte ich es nicht.

Zur Vorbereitung aber dann gelesen nehme ich an?

Naaatürlich! Auswendig gelernt! (grinst)

Hat er Dir bei der Vorbereitung geholfen?

Ja, ich war bei ihm im Gottesdienst und im Pfarramt, wo wir viel geredet haben und ich so ein bisschen seinen Alltag mitbekommen habe.

Aber keine "Bekehrung" für Dich, um noch mal in die Kirche einzutreten?

Nein.

Wärst Du noch in der Kirche, wenn es mehr Pfarrer seiner Sorte geben würde?

(überlegt) Ich glaube nicht. Es hat mit mehreren Dingen zu tun, und das kann man an einer Person nicht festmachen. Aber natürlich hat es für mich einen anderen Reiz, wenn ein Geistlicher in der Jetzt-Zeit angekommen ist, als wenn dieses Amt jemand mit alten und verstaubten Ansichten ausübt.

So als geborener Bayern, wie sieht es denn bei Dir mit dem Fluchen aus?

Passiert schon mal. (grinst) Aber ich kann Dir sagen, die schlimmsten "Flucher" sind die katholischen. Mein Repertoire ist da sehr bescheiden. Meine Flüche enden meistens auf "Kruzifix". (lacht)

Glaubst Du "Himmel, Herrgot, Sakrament" könnte ein Serien Dauerbrenner werden?

Keine Ahnung. Ich bin davon abgekommen, irgendetwas zu mutmaßen. Man weiß nicht, wie die Leute oder auch die Sender es annehmen. Da passiert so viel, und ich habe auch schon erlebt, wie Produktionen abgesetzt wurden, die nach meiner Ansicht super waren. Deswegen: Keine Prognose.

Wir hoffen es einfach.

Das ist nicht verkehrt. (grinst)

 

 

Sichtlichen Spaß hatten der Buchautor und Hauptdarsteller

 

Auch mit Pfarrer Rainer Maria Schießler konnten wir sprechen:

Als Sie das Buch geschrieben haben, hätten Sie da geglaubt, dass es als Vorlage für eine Serie dienen könnte?

Nein! Überhaupt nicht. Das Buch war ja schon eine Premiere, mit der ich nie gerechnet hätte. Die netten Leute vom Kösel-Verlag haben zwei Jahre an mich hingearbeitet, dieses Buch zu schreiben. Wo ich meinte "Wisst's ihr was ich in Deutsch für eine Note g'habt hab? Und jetzt soll i a Buch schreiben?". Sie meinten aber: "Sie erreichen aber bei aller Internet-Manie, nie so viele Leute wie mit einem guten Buch!". Irgendwann hab ich einfach mal begonnen und letztendlich das Buch fertig gemacht.

Und der Titel?

Der kam erst viel später. Das Buch wir dann, aber noch nicht eine Idee, wie wir es nennen. "Himmel, Herrgott, Sakrament" ist deswegen so ein genialer Titel, weil er halt so zweideutig ist. Für die einen ein Fluch und für die anderen, so wie für mich, ein Lebensprogramm. "Himmel" heißt unsere Aufgabe auf Erden. Was wir gerade in der Ukraine und Israel erleben ist das Gegenteil. Da heißt es "Hölle". Aber der Auftrag des Menschen ist "Himmel". Das ist unsere Bestimmung. Gott hat nur ein Ziel für uns und das ist der "Himmel auf Erden". "Herrgott" heißt, eine positive Religion. Mir ist nie Angst mit Religion gemacht worden und ich darf das weitermachen. "Sakrament"  ist das Leben, das ich als Priester führe. D.h. ich bringe Menschen mit Gott in Berührung und das nenne ich "sakramentales Tun". Äußere Zeichen und Unsichtbares mit dem Herrgott zusammen bringen. Das ist einfach spannend. Ich vergleiche es mit einem Brotmesser. Das ist dafür da um Brot zu schneiden. Ich kann dich aber auch verletzen damit. "Himmel, Herrgott, Sakrament" beschreibt Leben, Glaube und priesterliches Leben. Aber ich kann auch fluchen. Das muss jeder selber entscheiden, was er damit anfängt.

Für Sie ist der Titel schon mal kein Fluch...

Bei uns Zuhause ist nie geflucht worden. Nie. Das war ein No Go. Ich hatte christliche, aber keine bigottischen Eltern. Da wäre das für's Zusammenleben gar nicht möglich gewesen. Aber ich wusste, wie wir den Titel hatten: Das wird was.

Franz X. Bogner kannten Sie ja vorher schon.

Ja, wir hatten ja vorher schon zusammen gearbeitet. Bei "München 7" und "Moni's Grill". Als das Buch rausgekommen ist, habe ich ihm ein geschenkt und gesagt "Da, lies wos G'scheids und ned bloß Drehbücher". (lacht)

Dann hat es Sie gefreut, dass er der Regisseur ist?

Klar. Die Kirche und Diözese weiß, dass es mit Franz X. Bogner eine positive Geschichte ist. Deswegen wird das gut angenommen. Er ist menschenfreundlich, will niemanden in die Pfanne hauen und muss nicht unbedingt mit schlechten Nachrichten oder Tricksereien Schlagzeilen machen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Sehr gerne.

   

Und schließlich auch mit Franz X. Bogner:

Kam die Idee zur neuen Serie ausschließlich durch das Buch von Rainer Maria Schießler?

Als allererstes war es die Idee vom Bayerischen Rundfunk, die es unbedingt machen wollten. Da gab es eine Präsentation, bei der es mir angeboten wurde. Als ich die Geschichten gelesen habe, kam der Entschluss, dass ich es mache.

Ich stelle auch Ihnen jetzt die typische Frage, wie Sie persönlich zu Religion stehen?

Da halte ich es so, wie mit der Wahl. Es bleibt ein Geheimnis. (lacht)

Wie sind Sie denn auf Stephan Zinner als Darsteller für den "Hans Reiser" gekommen?

Es gab ein längeres Casting. Mit all dem, was ich mir zur Rolle vorgestellt hatte, war er die beste Wahl. Und ich bin auch sehr froh, dass er es gemacht hat.

War das dann nicht klar?

Ich sag mal so im weitesten Sinne: Darum gerissen hat sich niemand. Alle hatten ein bisschen Scheu vor einer Pfarrer-Rolle.

Ein bisschen ist es ja doch ein heikles Thema...

Ja klar, sowieso. Niemand wollte sich in Sachen Religion aus dem Fenster lehnen.

Gab es da bei Ihnen auch Bedenken?

Nein, ich hab es allein nur aufgrund der Hauptfigur gemacht. Der Rainer Maria Schießler war für mich als Vorgabe perfekt. Da hatte ich dann auch kein Problem.

Oder vielleicht auch gerade weil es so ein Thema ist?

Ja, weil es sich sonst niemand traut.

Also auch ein bisschen Trotz?

Immer! (lacht) Von Haus aus immer. Gegen den Strom ist immer gut. Die Figur selber ist ja auch gegen den Strom. (grinst)

Herr Bogner, vielen Dank.

Kein Problem.

 

Sechs Folgen à 45 Minuten
Regie: Franz Xaver Bogner, Co-Regie (Folge 3 und 5): Marlene Fecht
Drehbuch: Franz Xaver Bogner, Marcus Pfeiffer, Stefan Betz nach dem gleichnamigen Sachbuch von Rainer Maria Schießler unter Mitarbeit von Stefan Linde
Darstellende: Stephan Zinner, Anne Schäfer, Erwin Steinhauer, Susi Stach, Lilly Forgách, Sabrina Amali, Christian Lerch, Sigi Zimmerschied, Fritz Karl, Emilia Braumandl, Milo Haaf, Andreas Bittl, Silke Franz, Franz-Xaver Brückner, Bijan Zamani, Angelika Sedlmeier u.a.

ARD Mediathek
Alle Folgen ab 27. Oktober 2023 bis 26. April 2024

Ausstrahlung im BR Fernsehen
Freitag, 27. Oktober 2023, ab 20.15 Uhr: Folge 1 und 2
Freitag, 3. November 2023, ab 20.15 Uhr: Folge 3 und 4
Freitag, 10. November 2023, ab 20.15 Uhr: Folge 5 und 6

 
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