Premiere „Haindling - Und überhaupts...“
Schon vor mehr als 25 Jahren erhielt er den
deutschen Schallplattenpreis, damals für seine allererste Langspielplatte „Haindling
1“. Seitdem folgten mehr als 15 Alben, dutzende Filmmusiken („Irgendwie und
sowieso“) und unzählige Konzerte.
Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag kommt ein großes
Musik-Porträt des herausragenden Künstlers ins Kino, mit
unveröffentlichten Songs und exklusivem Filmmaterial seiner Touren in China.
Experimentierfreudig, sprudelnd vor Kreativität und mit viel Freude an
musikalischen Einflüssen aus der ganzen Welt hat Hans-Jürgen Buchner, alias
Haindling, dazu beigetragen, dass eine von Kitsch befreite und lebendige
bayerische Musikszene entstanden ist.
In einem kurzen
Interview (siehe Ende des Berichts) erzählte er uns u.a. auch von seiner
Beziehung zu Kultregisseur Franz X. Bogner, warum Filmmusik für ihn so
wichtig ist und wie es zum Soundtrack zum Kultfilm "Xaver" kam...
|
|
|
Der Film verrät viel über den Mann, der
nie die Kontrolle über seine Kunst hergeben wollte. Man sieht unter anderem
viele schrullige, aber auch zum Nachdenken anregende Sprüche von Hans-Jürgen
Buchner. Der sehr geradlinig gefilmte Streifen, der bei Konzertaufnahmen und
Songs oft Bilder aus alten Mitschnitten zeigt, entwickelt vor allem dann
Charme, wenn der Musiker Regieanweisungen gibt, die später nicht rausgeschnitten wurden.
Der "Multiinstrumentalist" in der Mitte der
mitgereisten Trachtengruppe
|
Freunde des Musikers (hier
Klaus Eberhartinger von der EAV und Ottfried Fischer) waren ebenso
anwesend...
|
...wie Politiker (u.a. Kulturminister Ludwig Spaenle). Ottfried Fischer
konnte sich Späße auf dem roten Teppich nicht verkneifen. |
Schätzt den Künstler aus Bayern sehr: Klaus Eberhartinger,
Sänger der Kultband EAV.
Bayerische Kultserien:
Wie
oft werden Sie denn noch mit "Herr Haindling" angesprochen?
Hans-Jürgen Buchner:
(lacht) Ja oft! Das
macht ja auch nix. Ich könnte ja auch so heißen, aber es ist nun mal der
Name des Dorfes. Das stört mich überhaupt nicht. Zur Schlagersängerin "Nicki"
haben ja auch viele gesagt: "Griasdi Nicki!", dabei heißt sie eigentlich
Doris. Mir macht es nichts aus, wenn die Leute sagen: "Grüß Gott Herr
Haindling!". Es ist ja nicht oft der Fall, das jemand, der in dem Dorf wohnt
auch so heißt.
B K:
Wenn
Sie hören, das Haindling in Bayern einen "Kultstatus" hat, sehen Sie das
dann als
Kompliment?
H-J B:
Das
ist schon eine Auszeichnung. An der Bezeichnung sieht man erstens, dass man
das schon lange macht und zweitens, das man damit Erfolg hat. Wenn man bloß
zwei oder drei Jahre Erfolg hat, dann gäbe es diesen Kultstatus nicht. So
bin ich natürlich froh, dass ich jetzt immer hin seit 33 Jahren die Menschen
mit meinen Liedern erfreue. Wahrscheinlich auch, weil ich einer der ersten
war, die bayerisch gesungen haben und einen großen Wiedererkennungswert mit
meiner Musik habe.
B K:
Hätten Sie, auch nach den ersten
Erfolgen vor 30 Jahren, daran geglaubt, dass Sie heute immer noch so beliebt
sind?
H-J B:
Nein.
Ich hatte ja vorher einen anderen Beruf und war schon 35 Jahre alt. Da weiß
man ja gar nicht ob man dann überhaupt noch lebt. Aber ich lebe noch!
(grinst) Eine musikalische Ader hatte ich schon immer und wollte auch immer Musiker werden. Aber das durfte ich damals von Daheim aus nicht.
Ich bin froh, dass ich meinen Wunschtraum erfüllt habe, schlafen kann so
lange ich will und Nachts nicht ins Bett gehen muss. (lacht) Ich
arbeite ja hauptsächlich wenn andere Leute schlafen. Das gehört zum Musikmachen dazu und ich bin
froh, dass ich das erreicht habe.
B K:
Und Sie sind schon so weit, dass ein
Dokumentarfilm über Sie gedreht wird. Wie kam es dazu?
H-J B:
Die
Firma Kickfilm hatte die Idee. Anfangs wollte ich eigentlich nicht
mitmachen, dann haben wir uns auf eine kurze Doku geeinigt. Während der
Dreharbeiten hab ich dann so viel Material gefunden und hatte so viel Spaß, dass
schließlich ein ganzer Film daraus geworden ist. Und wie man sehen wird,
kann ich auch gut Regie führen! (lacht)
B K:
In der Musik gibt es ja immer Sounds
und Stile, die mal IN sind, dann aber wieder aus der Mode kommen. Haindling
war aber nie OUT oder unbeliebt. Woran liegt das?
H-J B:
Vielleicht
weil der Sound einen großen Wiedererkennungswert hat. Ich kann jetzt nur das
sagen, was ich von den Leuten höre. Es klingt authentisch und ist eine
ehrliche Musik. Ich schiele ja nicht auf eine Chartplatzierung oder auf den
Verkauf.
B K:
Man erkennt ja sofort einen
Haindling-Sound, auch wenn es mittlerweile viele Bands gibt, die ähnliche
Sachen fabrizieren...
H-J B:
Ich
in darüber natürlich froh, aber warum das so ist, weiß ich im Grunde
genommen auch nicht. Ich brauche aber scheinbar nur ans Klavier zu gehen und
zu spielen und man hört es raus. Wie ein Vogel der seine eigene Pfeifen-Sprache hat.
B K:
Eigentlich ein sehr schöner
Vergleich.
H-J B:
Ja,
das finde ich auch schön.
B K:
Haben Sie eigentlich in Ihrer
Sammlung ein Lieblingsinstrument?
H-J B:
Das
ist nach wie vor das Klavier.
Damit habe ich angefangen und da spiele ich immer noch
gerne drauf. Ansonsten bin ich sehr experimentierfreudig.
B K:
Wer hat eigentlich wem mehr zu
verdanken. Der Franz X. Bogner Ihnen oder Sie dem Franz x Bogner?
H-J B:
Beide.
Ich habe ihn letztens erst wieder getroffen und habe ihm gesagt: "Ich bin
dir wirklich dankbar, das diese Symbiose so toll funktioniert hat." Ohne
Bogner gäbe es die Kultlieder "Paula" und "Irgendwie und Sowieso" nicht. Und
noch vieles andere auch nicht. Er sagt, dass es ihm genauso geht. "Ohne
deine Musik, hätten die Serien nicht das Gefühl entwickelt." Das gehört
beides zusammen.
B K:
Jetzt haben Sie ja nicht nur
Bogner-Serien vertont, sondern auch mit Ihrer Musik den Erkennungswert der
"Rosenheim Cops" oder von "Gernstl Unterwegs" gesteigert. Wie viel Anteil
hat das Fernsehen an Ihrem Erfolg?
H-J B:
Die
Filmmusik hat großen Anteil an meinem Erfolg. Dadurch habe ich ja z.B. die
Aufgabe bekommen, einen bestimmten Charakter, ein Landschaftsbild oder die
Titelmelodie einer Serie zu vertonen. Es läuft bei der Filmmusik etwas
anders ab, als beim Komponieren eines normalen Liedes. Das hat immer einen
bestimmten Aufbau, den man gewohnt ist: Erzählteil, Refrain usw, während es
im Film sein kann, das nach 11 Sekunden ein abruptes Ende kommt, weil die
Szene dann vorbei ist. Wenn ich mir das hinterher anhöre denk ich mir oft:
"Wahnsinn, das wäre mir sonst nie eingefallen." Das muss ich dann in
irgendeinem anderen Lied wieder verwenden, weil es mir so gut gefallen hat.
So entstehen oft bei mir Kompositionen, die ich der Filmmusik zu verdanken
habe, weil sie nicht vordergründig entstanden sind, sondern wegen einer
bestimmten Szene.
B K:
Wie kam es denn eigentlich dazu,
dass Sie für den Film "Xaver und sein Außerirdischer Freund" die Musik
gemacht haben?
H-J B:
Der
Regisseur Werner Possardt, der leider schon verstorben ist, war auf einem
Konzert von uns. Das war noch ganz am Anfang. Da hat er mich gefragt und für
mich war das eigentlich die allererste Filmmusik, die ich gemacht hab. Es
gibt heute noch Xaver-Fanclubs, die mir sagen: "Mach doch noch mal eine CD
mit der Musik von dem Film", weil es die leider nicht als Soundtrack gibt.
B K:
Haben Sie denn eine bayerische
Lieblingsserie oder einen Film?
H-J B:
(überlegt
lange) Es ist wie bei Liedern, da habe ich auch keinen Liebling. Und es
gibt auch kein Lieblingsgericht, weil ich mehrere Sachen gerne mag. So ist
es auch mit den Serien. Ich mag zwar nicht alle, aber einige. Eigentlich am
liebsten die, die schon ein wenig älter sind.
B K:
Vielen Dank für das Gespräch "Herr
Haindling" und viel Spaß bei der Premiere heute Abend Herr Buchner!
H-J B:
(lacht)
Vielen Dank auch!
Kinostart ist
der 4. Dezember 2014.
|