Interview mit SEPP SCHAUER

(28.01.2012 - Münchner Haupt`)

Aufführung des Programms "Sturmwarnung - die Vierte". Infos unter http://www.xogtundxunga.de

 

Bayerische Kultserien: Kompliment für das toll aufgeführte Stück Herr Schauer. Ganz schön viel Arbeit oder?

Sepp Schauer: Ja, so ca. 70 Seiten werden da schon aufgeschrieben, damit man das alles so aufführen kann.

B K: Gleich mal eine Frage zum Stück selber, wie viel "Sepp Sturm" bzw. "Annie" steckt denn in Sepp Schauer und Corinna Binzer (Lebensgefährtin und Autorin)?

Schauer: Naja, also speziell autobiographisches ist es jetzt nicht, aber wie in jeder Beziehung gibt es natürlich auch bei uns Szenen deren Dialoge sich ungefähr so anhören. Aber die meisten Geschichten schnappt Corinna irgendwo auf, da sie die tolle Gabe hat den Leuten genau auf's Maul zu schauen.

B K: Ich glaube viel Szenen kommen den Leuten schon bekannt vor...

Schauer: Sicher. Und wenn man auch selber nicht so ist, dann kennt man jemanden, der so ist!

B K: Sie sind eigentlich relativ spät Schauspieler geworden...

Schauer: Ja, mit 31 erst.

B K: Vor Ihrer Karriere waren Sie Gastwirt, oder?

 

Schauer: Ich war auch während meiner Karriere Gastwirt. Neben meiner schauspielerischen Tätigkeit habe ich bis zur Jahrtausendwende noch eine Wirtschaft in Grünwald gehabt und nebenbei Theater gespielt und gedreht. Irgendwann wollte ich von meinem Traumberuf Schauspielerei leben können und habe dann mein Wirtshaus verkauft.

B K: Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen bzw. wer hat Sie entdeckt?

Schauer: Das war reiner Zufall. Ein guter Freund von mir meinte damals ich könnte gut Leute unterhalten und Witze erzählen und ob ich nicht Lust hätte mal am Theater mitzuspielen. Ich war mir zuerst nicht sicher, weil ich mich seit der Schule nicht mehr mit so etwas beschäftigt hatte, aber probieren wollte ich es schon und so habe ich Georg Maier von der Iberl Bühne kennen gelernt. Der meinte dann "Du in meinem nächsten Stück habe ich eine Rolle für dich wenn du Lust hast". Das war 1981 und von da an hab ich bis 1996 bei der Iberl Bühne gespielt.

B K: Haben Sie dort Hans Schuler kennen gelernt, mit dem Sie ja eine gute Freundschaft verbindet?

Schauer: Nein, den Hans hab ich erst kennen gelernt, als ich schon gedreht hab. Der war damals noch nicht im Iberl. Wir haben damals mit dem Franz X. Bogner "Geschichten aus der Heimat" gedreht, wo wir beide zusammen mit dem Willy Harlander in einer Szene im Wirtshaus Karten gespielt haben. So haben wir uns kennen gelernt und es ist eine sehr sehr gute Freundschaft geworden.

B K: Stimmt die Zahl von 1500 Auftritten bei der Iberl Bühne?

Schauer: Ja...naja, wahrscheinlich sogar ein paar mehr.

B K: Warum kommen so tolle Charakterdarsteller häufig von diesem Theater?

Schauer: Der Georg Maier hat da schon immer eine gute Hand gehabt. Beim aussuchen der Leute und beim schreiben der Stücke, ie ja alle speziell für's Iberl geschrieben wurden. Deswegen waren die auch so anders und auch so besonders. Vor allem auch die Sprache, wie sie der Maier für das Theater entwickelt hat. Da hat man beim Iberl kein Blatt vor den Mund genommen und auch mal "Oarsch" und andere derbe Sachen gesagt. Das gab es in den anderen Volks- oder Bauerntheater nicht, da wurde immer so drum herum geredet. Und bei uns gab es halt Wörter wie z.B.... (überlegt) ..na ja, ist ja jetzt egal. (lacht)

B K: Spätestens seit der Serie "Wildbach" wurden Sie dann in ganz Deutschland bekannter. Aber auch bei der Kultserie "Monaco Franze" waren Sie dabei.

Schauer: "Monaco Franze" war 1981 meine allererste Fernsehrolle überhaupt. Nachdem wir bei der Iberl Bühne das Stück "Passion" gespielt hatten, kam der Franz Geiger auf mich zu und hat mich gefragt ob ich da den Polizisten spielen möchte. Ich war bei so vielen Serien mit kleinen Rollen dabei. Mal einen Polizisten, mal einen Taxifahrer...auch bei Kir Royal war ich dabei. Irgendwann sind die Rollen dann mal größer geworden.

B K: Eine legendäre Rolle war natürlich auch der Zuhälter in "Irgendwie und Sowieso"...

Schauer: (lacht) ...der den Otti hat singen lassen. Erst kürzlich waren wir bei einer Premiere im Lustspielhaus, wo der Ottfried Fischer auch da war und mich gefragt hat "Woast as no, wiast bei uns o'gfagt host bei Irgendwie und Sowieso ois Zuhälter?" - Wer könnte so was vergessen! Egal was man beim Franz X. Bogner spielt, es ist alles irgendwie gut.

B K: Wie ist denn die Arbeit mit ihm?

Schauer: (schwärmt) Das kann man gar nicht beschreiben. Der Franz ist keiner der einem Honig um den Mund schmiert, sondern der schreibt etwas, was du eins zu eins so sprechen kannst wie es da steht und er inszeniert es so, dass du dich einfach wohl fühlst dabei. Er kann dich schon ärgern und lässt dich Sachen machen die schwer sind, aber wenn sie dann gemacht sind, dann sind sie auch richtig gut! Das zahlt sich immer aus!

B K: Welche Rollen spielen Sie denn am liebsten?

Schauer: Ich hab viele viele Bösewichter gespielt in meinem Leben. Durch meine Optik und den kurzen Haaren hat das scheinbar gepasst. Ich spiele aber den Alfons in "Sturm der Liebe" schon auch gern. (überlegt) Aber so einen Antagonisten...das ist schon auch was schönes so einen richtigen Bösen zu spielen.

B K: Jetzt machen Sie ja immer noch so viel auf der Bühne. Haben Sie jemals daran gedacht nur noch Fernsehen zu machen?

Schauer: (überlegt) Nur wenn ich gezwungen wäre, weil ich auf der Bühne nichts mehr zu tun hätte. Ich hab aber das große Glück eine Partnerin zu haben die so was schreiben kann. So ganz ohne Bühne würde ich aber eigentlich nie sein wollen. Das kann jeder verstehen, der mal auf einer gestanden ist. Wenn das Publikum lacht oder berührt ist, das sind so viele Empfindungen, die da zurückkommen und die möchte ich nicht missen.

B K: Toni Berger, Ruth Drexel, Willy Harlander... die Liste der großen bayerischen Darsteller, mit denen Sie zusammen vor der Kamera standen ist groß. Können oder würden Sie einen oder eine davon besonders herausheben?

Schauer: Nein, ich hab wirklich mit allen gern gearbeitet. Was mir halt unheimlich leid tut, dass ich nie mit Gustl Bayrhammer gespielt habe! Den hab ich genau wie Fritz Strassner allein schon für seine Stimme bewundert. Das waren wirkliche große Volksschauspieler! In diese Reihe stelle ich mich z.B. gar nicht rein.

B K: Hatten Sie auch schon mal Angebote von Helmut Dietl oder Franz X. Bogner?

Schauer: (muss lachen) Ja, das zählt zu den Sachen, die ich in meinem Egomanenwahn damals abgelehnt habe. Ich hätte bei fast jeder heute so genannten "Kultserie" mitspielen können. Die Leute, z.B. auch ein Franz X. Bogner haben immer wieder gefragt, aber es war einfach nicht die Zeit für mich. Ich hätte damals keine Minute Zeit für jemand anders abzwacken wollen, weil ich so in meinen eigenen Dingen verwurschtelt war. Deshalb muss ich manchmal etwas über mich schmunzeln und denke, dass das früher vielleicht auch als Arroganz aufgefasst wurde, aber das war es nicht.

B K: Ihre Partnerin spielt ja selber auch beim Komödienstadl. Woher nehmen Sie die Zeit Stücke zu schreiben, aufzuführen und auch noch zu drehen?

Schauer: Ja, wenn die Dinge anstehen, dann ist es schon viel Arbeit, weil ich ja normalerweise 5 Tage in der Woche "Sturm der Liebe" drehe. Das nimmt einen dann schon auch gefangen, aber für so ein Projekt wie heute hängt man auch gerne mal ein Wochenende dran.

B K: Es beeinträchtigt die Partnerschaft aber nicht?

Schauer: Nein, ganz im Gegenteil, weil wir ja zusammenarbeiten.

B K: Die nächste Frage haben Sie gerade von Fans der bayerischen Serien bestimmt schon mal gehört. Warum sind Sie mit "Sturm der Liebe" in ein Telenovela-Format eingestiegen?

Schauer: Vom Publikum gab es da eigentlich weniger vorbehalte, weil die die Rolle des Alfons trotzdem mögen. Aber am Anfang waren das viele Kollegen, die gesagt haben "Mei, warum macht er denn jetzt des!" und "wahrscheinlich braucht er halt das Geld!". Ich hab dann festgestellt, das bald danach von einigen Kollegen das Foto bei uns in der Besetzungsabteilung gehängt ist und sie gefragt haben ob sie auch mitspielen können oder sogar auch schon dabei waren. In Bayern hat man natürlich mein Gesicht schon gekannt, aber durch diese Rolle ist der Bekanntheitsgrad schon noch gestiegen.

B K: Herr Schauer, ich habe gelesen, dass Sie im moment mehr Golf spielen und weniger Motorradfahren. Als Harleyfahrer hoffe ich das stimmt nicht...

Schauer: Doch das stimmt leider schon. Ich habe letztes Jahr eine neue Hüfte bekommen, wobei es weniger an der liegt, sondern mehr an meinem zerstörten Rücken. Dem schweren Heben und auch der Tätigkeit als Gastwirt, wo man viel stehen muss, zu verdanken. Darum habe ich meine Harley an einen guten Bekannten verkauft und weiß dass es ihr gut geht.

B K: Eine Serie oder ein Film der Ihnen, unabhängig ob Sie dabei waren oder nicht, am besten gefällt?

Schauer: Da sind natürlich schon ganz vorne die beiden Filme mit dabei, bei denen ich selber mitgewirkt habe. "Wer früher stirbt ist länger tot" und auch ganz großartig - Thomas Kronthalers "Die Scheinheiligen"! Und als Serie "München 7", wo ich bei der neu gedrehten Staffel leider nicht mehr dabei war.

B K: Vielen Danke Herr Schauer, dass Sie sich für uns Zeit genommen haben!

 
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