Interview mit CHRISTIAN
LERCH (22.03.2012 -
Wasserburg) Kinotour zum Film
"Was weg is, is weg" |
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Bayerische Kultserien:
Herr
Lerch, Sie sind ja schon als Drehbuchautor zusammen mit Marcus H. Rosenmüller
bekannt. Außer einem Kurzfilm („Bulldog“) ist „Was weg is, is weg“ ja Ihr erster
Film als Regisseur…
Christian Lerch:
Mein erster
„abendfüllender“ Spielfilm, genau.
B K:
Wann
gab es bei Ihnen die Entscheidung selber Regie zu führen?
C L:
Es war jetzt
nicht so, dass ich das stringent verfolgt hätte als Karriere oder dritten Beruf.
Es gab, wie schon angesprochen, diesen Kurzfilm, eher so ein assoziatives
Projekt, den ich, als ich bei den Kammerspielen engagiert war, mit den
Schauspielern von dort nach den Vorstellungen gedreht habe. Aber wir haben auch
schon davor, so mit 18, 19 Jahren kleine Drehbücher geschrieben und mit der
Super 8-Kamera gefilmt. (lacht) Es gibt einen Film der heißt „1983 – oder
die Wirklichkeit ist stärker als die Gunst“, aber das nur nebenbei. (lacht)
Auf jeden Fall hat es immer schon so kleine Projekte gegeben. Bei „Was weg
is, is weg“ kam eigentlich die Initiative von der Produktionsfirma. Ich hatte
dazu das Drehbuch geschrieben und wurde dann ganz locker gefragt ob ich auch
Regie machen will. Da hab ich gesagt „Ja mach ich“, so einfach war das.
Autogramme vorm Filmstart: Christian
Lerch und Hans Schuler
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B K:
Der
Film ist ja „inspiriert“ von „Bellboy“, dem Roman von Jess Jochimsen, aber
das Drehbuch haben sie verfasst?
C L:
Ich habe
mein eigenes Drehbuch verfilmt. Im Roman gibt es bestimmte
Grundkonstellationen, die im Film ähnlich sind. Aber man könnte sagen, dass
Leute, die den Roman gelesen haben und eine Verfilmung davon erwarten, etwas
ganz anderes sehen werden. Es ist sehr viel Ureigenes und Erlebtes von mir
dazu gekommen und ein Teil meiner eigenen Geschichte steckt darin.
B K:
Vielleicht hilft der Film trotzdem auch, dass sich mehr Leute für den Roman
interessieren…
C L:
Es ist ja
auch ein absolut lesenswerter Roman! Aber er ist einfach kein Buch zum Film
im klassischen Sinn.
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B K:
War von
Beginn an klar, dass es ein Film mit bayerischem Dialekt wird?
C L:
Ja das war
klar. Es ist einfach eine Geschichte die in den 80ern auf dem Land in Bayern
spielt. Da reden die Leute nun mal bayerisch.
B K:
Wie
sehen Sie die bayerische Filmlandschaft momentan?
C L:
Gerade mit der
Betonung auf „Film“, gefällt es mir sehr gut, dass diese Stoffe bzw. diese
Weltbetrachtung inzwischen den Schritt vom Fernsehsessel ins Kino geschafft hat.
Bayerische Serien und damit mein ich auch hochwertige und tolle Produktionen,
hat es ja schon länger gegeben. Weil ich aber selber Filme gern mag, freut es
mich, dass die Leute jetzt auch wegen so was ins Kino gehen, das finde ich
super.
B
K:
Da war in den
90ern ja noch relativ wenig los…
C L:
Richtig. Es
hat halt die so genannte „deutsche Komödie“ gegeben. Filme wie „Stadtgespräch“
von Rainer Kaufmann oder „Abgeschminkt“ sind ohne Zweifel witzige Filme, aber
die hatten eben nicht dieses erdige und skurrile und halt auch keinen Dialekt.
B K:
Man
liest auch immer wieder, dass „Wer früher stirbt ist länger tot“, für den Sie ja
auch das Drehbuch mitgeschrieben haben, viel für Aufschwung bayerischer Filme im
Kino getan hat. Oder auch der Film „Die Scheinheiligen“…
C L:
Ja, der war ja
noch deutlich vor „Wer früher stirbt…“. Ich kann mich noch gut daran erinnern,
weil ich den Thomas (Kronthaler, Regisseur von „Die Scheinheiligen“) und ein
paar andere beteiligte Leute gut kenne, dass man damals gesagt hat „Boah, 200
000 Leute gehen in einen bayerischen Film“ und es eine Sensation war. Ein paar
Jahre später hat dann „Wer früher stirbt…“ noch so a bisserl was draufgesetzt
und ich glaube 1,8 Millionen Zuschauer gehabt.
B K:
Wie
viel Spaß hat Ihnen nun die Arbeit als Regisseur gemacht?
C L:
Das war
enorm spaßig, ich würde sogar sagen „beglückend“. (lacht) Eine sehr
freudvolle Erfahrung.
B K:
Kann man in der Richtung in Zukunft noch mehr erwarten?
C L:
Ich denke
schon. Es ist noch nichts spruchreif, aber es gibt im Moment drei Projekte
an denen ich arbeite, bzw. Stoffe die ich entwickle und Bücher an denen ich
schreibe. Es ist Interesse da, dass ich da auch die Regie übernehme.
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Hans Schuler, Matthias Kellner,
Heinz-Josef Braun
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B K:
Gab es
bei der Arbeit auch Tipps von Marcus H. Rosenmüller, mit dem Sie schon so viel
gemacht haben, bzw. haben Sie sich manchmal von ihm beraten lassen?
C L:
Nein, aber das
hat sich auch einfach nicht ergeben, weil wir beide so viel zu tun haben. Wir
sind nach wie vor sehr gut befreundet, mögen und schätzen uns sehr, aber in dem
speziellem Fall habe ich da jetzt nicht nachgefragt oder so. Ich kann mich zwar
erinnern, es gab mal eine Drehbuch-Phase, da hab ich sogar zu ihm gesagt „Rosi,
magst mal lesen oder anschauen“, aber dazu kam es dann nie, weil er immer beim
drehen war. Wir haben zu dieser Zeit sogar gemeinsam gedreht für „Sommer der
Gaukler“, wo ich auch eine Rolle gehabt hab. Das wäre auch der falsche Zeitpunkt
gewesen von ihm ein Drehbuch gegenlesen zu lassen. Ich habe aber sogar heute
(Kinostart von „Was weg is, is weg“) eine SMS bekommen, wo er mir viel Glück
wünscht. Der ist grad im Urlaub…
B K:
Auch
mit Franz X. Bogner haben Sie schon viel gearbeitet, bzw. auch für ihn
geschrieben. Gibt es, was die Regiearbeit angeht, Vorbilder?
C L:
Ich bin jetzt
nicht der Typ, der sich da unbedingt Vorbilder nimmt und jetzt meint er müsste
von bestimmten Personen Einflüsse mit in seine Arbeit einbringen oder schauen
wie hat derjenige das gemacht oder so. Das ist weniger analytisch bei mir
sondern intuitiv. Genauso wie bei meinen Geschichten, wo ich erst später merke
dass das Dinge sind die ich mal erlebt habe oder so. Beim Regie führen war das
auch so, dass ich das eher intuitiv gemacht habe und aber auch bei dem Team sehr
gut aufgehoben war in der ganzen Zeit.
B K:
Ich
frage auch deshalb, weil ich damals am Set von „Kaiser von Schexing“ beobachten
konnte, wie Sie mit Franz X. Bogner über bestimmte Szenen geredet haben…“Sollen
wir es nicht lieber so machen“ etc….
C L:
Ja, (lacht)
mit dem Franz bin ich halt auch sehr gut bekannt und auch wir schätzen uns halt
sehr, bzw. ich hab immer an ihm geschätzt, wie offen er auch für Ideen von den
Schauspielern ist. Das ist bei uns aber auch etwas spezielles.
B K:
Bei den
vielen Filmen und Serien, in denen Sie schon selber mitgespielt haben, gibt es
da eine Lieblingsrolle von Ihnen?
C L:
Was ich sehr
mochte, war der Schreiner Wörndl in „Räuber Kneissl“. Das war mal etwas ganz
anderes und hat großen Spaß gemacht. Und den Zagreb bei „München 7“ mag ich auch
sehr gern, wobei ich jetzt bei den neuen Folgen durch das eigene Drehen nicht
oft mitspielen konnte.
B K:
Die
Rolle des Zagreb ist glaub ich auch bei vielen Fans von „München 7“ sehr
beliebt…
C L:
Ja, das freut
mich natürlich!
B K:
Ich
weiß nun Sie nehmen sich keine Vorbilder, aber gibt oder gab es
Volksschauspieler, die Sie sehr mögen?
C L:
Den Karl
Obermayr hab ich sehr geliebt. Helmut Fischer…(überlegt) Hans Brenner, mit dem
hab ich sogar selber noch drehen dürfen, …(überlegt weiter) Jörg Hube….die leben
ja tatsächlich alle schon nicht mehr! (guckt erstaunt)
B K:
…wie
auch Gustl Bayrhammer, Toni Berger und Ruth Drexel…
C L:
Wahnsinn,
Wahnsinn…es ist unglaublich und wird mir jetzt erst so bewusst.
B K:
Beängstigend? Aber es kommen ja, wie man auch in Ihrem Film sieht, wieder sehr
gute Leute nach.
C L:
Ich glaube
schon, aber ich bin da immer sehr zuversichtlich. Ein gutes Beispiel und eine
totale Erweckung für mich sitzt da drüben (deutet auf Matthias Kellner,
Darsteller in „Was weg is, is weg“ und im echten Leben Musiker), der ein
Riesentalent ist und vorher noch nie irgendwas gespielt hat.
B K:
Wie kam
es dazu?
C L:
Das war
Zufall. Wir haben jemanden für die Rolle gesucht und dann hat mir die Dame, die
für die Besetzung zuständig war, eine SMS geschrieben ich sollte mir mal den
Münchner Merkur anschauen, da wäre ein Foto von Matthias Kellner drin und das
könnte der sein den ich brauche. Dann haben wir uns getroffen, gut verstanden
und dann hat er es gemacht. Großartig wie ich finde.
B K:
Waren
es bei den anderen Rollen auch Wunschbesetzungen?
C L:
Ja, absolut!
Mit den meisten hab ich auch vorher schon gearbeitet und zu tun gehabt.
B K:
Auch an
Sie geht die Frage nach der Lieblingsserie oder dem Lieblingsfilm nicht vorbei…
C L:
Hm…bei den
Serien schwanke ich immer zwischen „Monaco Franze“ und „Münchner Geschichten“.
Nein, eigentlich gibt es mit „Irgendwie und Sowieso“ sogar drei, die ich sehr
gern mag. Bei denen Filmen gibt es einen, der hieß „Schluchtenflitzer“, aber ich
weiß nicht ob ihr den kennt?
B K:
Der ist
selbstverständlich auch in unserer Liste, toller Mopedfilm…
C L:
(lacht)
Ja, den mag ich sehr gern. (überlegt wieder) Ich nenne jetzt nur welche,
wo ich nicht mitgespielt habe und da wäre noch „Xaver und sein außerirdischer
Freund“.
B K:
Können
Sie schon mehr über Ihre nächsten Projekte verraten?
C L:
Es sind auf
jeden Fall Geschichten die mit Bayern zu tun haben werden, die sich aber
teilweise deutlich aus Bayern hinausbewegen. Zumindest eine nimmt zwar hier
ihren Ursprung, spielt dann aber auch im Ausland. Aber die bayerische Seele
bleibt natürlich. (grinst)
B K:
Sind Sie auch am neuen Film von Marcus H. Rosenmüller „Wer’s glaubt wird
selig“, der ja auch bald startet, mitgewirkt?
C L:
Nein, aber
da hab ich in einer relativ frühen Phase mal das Drehbuch gelesen.
B K:
Vielen Dank Herr Lerch für das Interview während der Kinotour zum neuen Film
und viel Erfolg!
C L:
Bitte sehr
und danke! War sehr nett.
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