Interview mit
Maximilian
Krückl
(19.12.2013)
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Bayerische Kultserien:
Erste
Frage: Lieber Pfarrer, Kommissar, Bergretter oder Arzt?
Maximilian
Krückl:
(lacht)
Pfarrer.
B K:
Warum?
M K:
Wenn ich am Set
bin und das Pfarrer-Kostüm trage, dann habe ich immer das Gefühl gut angezogen
zu sein. (lacht) Beim Kommissar gibt es viele Nuancen, die man spielen
kann oder muss, aber beim Pfarrer ist es ein relativ klares Bild. Der ist
immer da, muss helfen, zuhören und darf selber nicht werten. In der Rolle fühle
ich mich wohl. Das ist das schöne am Pfarrer.
B K:
Kommt das
noch aus Deiner Kindheit?
M K:
Ich war ja als
Kind Ministrant und Fackelträger und habe mir damals schon bei den ganzen
Geschichten in der Kirche gedacht: Da ist die Welt noch in Ordnung. (lacht)
Beim Drehen hab ich das dann auch immer so empfunden. Die Rolle überträgt
sich irgendwie und man ist gelassener und stressfreier. Irgendwie färbt
das ab und es ist eine angenehme Atmosphäre. Ganz eigenartig.
B K:
Wie wäre
Deine Fernsehkarriere ohne die Kultserie "Familie Meier" verlaufen, oder hätte
es dann überhaupt eine gegeben?
M K:
Das war einfach
ein Riesenglück. Bei uns in der Familie hat ja keiner etwas mit Schauspielerei
zu tun, aber ich wollte das schon immer machen.
B K:
Du warst
damals 12 Jahre alt, oder?
M K:
Ja. Ich bin
damals immer zum Bavaria-Filmstudio mit dem Radl gefahren, weil wir da in der
Nähe gewohnt haben und hab immer den Pförtner gefragt, ob ich da irgendwo
mitspielen kann. (lacht) Da bekam ich ein Jahr immer wieder die Antwort
"Ich kann dich da nicht reinlassen, aber besuchst mich halt mal wieder."
Irgendwann bin ich dann tatsächlich mal reingekommen und zufälligerweise war
dort ein Indianerdorf aufgebaut, wo ich dann ein bisschen gespielt hab. Erwischt
wurde ich dann von der Wach- und Schließgesellschaft und die haben mich
natürlich mitgenommen und mir mit meinen 11 1/2 Jahren eine Standpauke gehalten.
Das wäre Sachbeschädigung und unerlaubtes Eindringen ins Gelände und sie würden
es meinen Eltern sagen. Natürlich habe ich geweint und erklärt, dass ich doch
nur irgendwo mitspielen wollte. Als die mich dann schon mit der Polizei
heimfahren wollten, war dort auf dem gegenüberliegenden Parkplatz eine
Kinderagentin, die mitgekriegt hat wie sehr ich weine. Sie hat dann gesagt "Wenn
du unbedingt wo mitspielen willst, dann bring mal ein paar Fotos von dir
vorbei.". Das habe ich dann gemacht. Bei dieser Agentin gab es öfter mal so
genannte "Regisseurtage", bei denen Kinder für Produktionen ausgesucht wurden.
Mit der Hoffnung auf eine Komparsenrolle habe ich dann aber nur Tee und Kaffee
servieren dürfen, was ich aber toll fand. Tatsächlich hat dann mal der Franz
Xaver Bogner gefragt, wer denn der Bua is, der da bedient. Als ich mich ein
bisschen mit ihm unterhalten habe, hat er gesagt "Hier sind zwölf Bücher. Wir
drehen im August!". Daheim hat mir das dann keiner geglaubt. Wir haben dann ca.
zwei Jahre gedreht und eines Tages hat mich der Karl Obermayr zur Seite genommen
und gemeint "Wenn du das wirklich richtig machen willst, dann musst du Theater
spielen!". Da war ich dann 15 Jahre alt und hab ihn gefragt "Und wo geh ich da
wieder hin?" (lacht) Da hat der Obermayr gesagt "Jetzt stell ich dir die Ruth
Drexel und den Hans Brenner vor und die lernen dir das Theater spielen.". Und so
bin ich danach nach Telfs (Ruth Drexel war dort die Leiterin der Tiroler
Volksschauspiele) und hab dort gespielt. Theater fand ich nämlich auch lustig.
(grinst)
© ARD Degeto/Stefan Haring |
B K:
Also war
der Franz X. Bogner Dein Entdecker...
M K:
Ja stimmt.
Zwischen dem Theaterspielen habe ich auch immer wieder im Fernsehen gespielt bis
ich ungefähr 17 war. In der Schule war ich dann auch nicht sehr oft, weil ich ja
immer gearbeitet hab. (grinst) Dann meinte die Ruth Drexel eines Tages zu mir
"Jetzt bist du ja mit deiner Ausbildung sozusagen fertig. Ich mache in München
ein Volkstheater auf. Magst du da festes Mitglied werden?". Dort bin ich dann
geblieben bis ich 27 war. Im Anschluss habe ich begonnen intensiver Filme für
das Fernsehen zu machen. Da kamen dann auch die ganzen Serien, "Im Schatten der
Gipfel", "Wildbach" etc. Irgendwann hab ich mir dann überlegt, was man in dem
Bereich noch alles so machen könnte. Bis dahin hatte ich ja alles ganz gut
geschafft. (lacht) "Drehbücher schreiben finde ich auch lustig, das
könnte ich auch machen!" hab ich mir gedacht. Zwischendurch habe ich auch Musik
gemacht, weil ich ja schon seit meiner Kindheit Trompete gespielt habe. Da habe
ich auch einige Liedertexte geschrieben, z.B. auch den Titelsong für "Dahoam is
Dahoam". Da habe ich halt auch gemerkt wie vielfältig dieser Beruf sein kann.
Ein bisschen Regie habe ich auch noch gemacht. Unter anderem die Sissi-Festspiele im
alten Hof in München.
B K:
Der
Titelsong von "Dahoam is Dahoam" ist tatsächlich von Dir?
M K:
Ja, das steht auch
im Abspann, der ja aber immer sehr schnell durchläuft. (grinst) Da hab
ich nur einen Komponisten gebraucht, weil ich das nicht kann. Es ist also ein
Lied von Andreas Bärtles und mir. An der Konzipierung der Serie habe ich auch
mitgearbeitet und mir eigentlich auch selber eine Rolle reingeschrieben. Das war
der Xaver, den jetzt der Michael Schreiner spielt. Da war es dann im Endeffekt
einfach so, dass ich nicht jeden Tag das Gleiche machen wollte. Bis dahin hatte
ich ja nie von etwas eine Ahnung, bevor ich es gemacht habe und wollte mir die
Freiheit erhalten weiterhin andere Dinge tun zu können. (lacht) Es ist
natürlich Luxus, denn gerade in der heutigen Zeit ist es ja nicht schlecht, wenn
man als Schauspieler bei so einer langen Serie dabei sein kann. Ich komme aber
besser damit zurecht, nur für eine überschaubare Zeit gebunden zu sein. Ich bin
einfach zu neugierig auf Dinge, die mir wieder einfallen. (lacht) Als
Texter habe ich sogar vier goldene Schallplatten geschafft.
B K:
Du erzählst
das alles so, als hättest Du nebenbei einfach nur immer irgendwas probieren
müssen und das klappt dann schon. Da ist ja doch auch sehr viel Talent
vorhanden...
M K:
Ja schon. Ich
glaube aber einfach auch, dass ich ein sehr gutes Gespür für etwas habe. Und ich
bin eigentlich immer sehr fleißig. Wenn ich was mache, dann mach ich es richtig.
Egal wie lange es dauert.
B K:
Und sehr
hartnäckig bist Du wohl auch, wie man schon als Kind gemerkt hat...
M K:
(lacht) Ja
das bin ich.
B K:
So ganz
nebenbei sitzen wir auch noch in einer schönen Frühstückspension, die Dir
gehört.
http://www.pension-sonnenblick.info
M K:
Mein Vater hat
immer gesagt "Du kannst von diesem Beruf sicher nicht immer leben und du hast
nichts gelernt." Darauf hab ich gesagt "Ja, das stimmt." (lacht) Ich hab
ja immer gedreht und Theater gespielt. Er meinte zu mir "Du musst dir irgendwas
kaufen, das dir Sicherheit bringt." "Und was ist das Papa?" "Entweder kaufst du
dir eine Wirtschaft, eine Frühstückspension oder einen Gemischtwarenhandel."
(grinst) Dann habe ich mir gedacht, dass eine Frühstückspension auch lustig
wäre und habe mich auf die Suche nach einer gemacht und habe diese hier vor ca.
14 oder 15 Jahren gefunden.
B K:
Zweifacher Familienvater bist Du ja außerdem noch. Ein gutes Zeitmanagement
musst Du aber schon haben, oder?
M K:
Ich arbeite
wirklich sehr viel nachts. Ich glaube das ist auch eine Art Erfolgsgeheimnis.
Wenn die anderen schlafen ist mein Vorteil, dass ich schneller bin.
(lacht) Das hat allerdings zur Folge, dass ich irrsinnige Schlafstörungen
habe, mit denen ich zurecht kommen muss. Manchmal ist das zwar ganz lustig, aber
wenn du dann so einen Rhythmus hast, bei dem du gar nicht mehr schlafen kannst,
ist das echt stressig und nervt. Wirklich spät kann ich dann auch nicht
aufstehen, weil meine Kinder ja auch was vom Vater haben wollen. Ich und meine
Frau sind aber ein gutes Team.
B K:
Lass und
noch mal kurz zur "Familie Meier" zurückgehen, bei der Du ja, trotz
Unerfahrenheit, gleich eine relativ tragende Rolle hattest...
M K:
Ja, das hat mich
auch überrascht. Ich dachte halt, dass es da einen Papa, die Mama, eine
Schwester und den Bruder gibt, der dann nicht so oft dabei sein wird.
Tatsächlich war es aber echt eine große Rolle. Mein ganzes Leben hat sich
dadurch natürlich umgestellt. Meine ganzen Freunde sind Fußballspielen gegangen
und ich bin im Studio bzw. in der Wohnung gestanden, in der wir gespielt haben.
Ich war ja auch nur in meiner Schule um mal wieder zu fragen ob ich freigestellt
werden kann. (grinst) Natürlich haben die sich auch Sorgen gemacht und
wollten mit mir eine Berufsberatung machen, weil sie mich immer gefragt haben,
was ich denn danach machen will. "Da mach ich dann Theater." hab ich gesagt,
weil das dann schon klar war. (lacht) Ich hatte also immer schon
vorgesorgt und habe dem Ganzen vertraut.
B K:
Bist Du
damals auch schon auf der Straße erkannt worden?
M K:
Ja, das war auch
immer ganz komisch für mich. Ist es heute noch. (lacht) Wenn ich beim
Einkaufen bin denk ich mir schon noch oft "was schaun's denn heid alle wieda
so!" (grinst) Es ist allerdings wirklich immer positiv, denn die Leute
freuen sich, wenn sie mich sehen. Das könnte schlimmer sein.
B K:
Du
hast ja
gleich große Kaliber als Kollegen gehabt. Karl Obermayr, Marianne Lindner....
M K:
Das war
unglaublich. Das waren so tolle Kollegen. Die haben so "gemenschelt", das war
der Wahnsinn. Keine Allüren, wie ich es später auch mal erlebt habe. Wenn ich einen
Tag hatte, an dem ich nicht gleich meinen Text konnte und mir Sorgen machte,
dann hat der Karl Obermayr auch nur gemeint "Ach mei, des is nur a Film."
(grinst) Der Franz (Xaver Bogner) hat mich spielen lassen und der Karl war
derjenige, der mich ermutigt hat und gesagt hat "Du musst weiter spielen! Geh
auf eine Schauspielschule oder an Theater!". Auf eine Schule wollte ich dann
nicht, weil ich ja froh war gerade aus einer herausgekommen zu sein. (grinst)
Dem Obermayr hab ich sehr viel zu verdanken. Ich war ja noch so wahnsinnig jung
und konnte mit Leuten arbeiten wie Beppo Brem, Gustl Bayrhammer....(überlegt und wird
nachdenklich) Menschen, die alle schon tot sind.
B K:
Da gehört
der Hans Brenner und Deine Förderin Ruth Drexel leider auch dazu...
M K:
Das ist so
furchtbar. Die Ruth hat mich ja quasi großgezogen und so geprägt bei der
Schauspielerei und der Theaterarbeit, dass ich heute auch manchmal Probleme
habe, wenn ich merke, dass nachlässig gearbeitet wird und dann sage "So
funktioniert's nicht!". Das war echt wie eine Familie damals mit den ganzen
Kollegen, wo es auch keinen Konkurrenzkampf gab.
B K:
Eine
weitere wichtige Station war die Serie "Wildbach", die gerade 20jähriges
Jubiläum feiert. Warum ist die immer noch so beliebt nach all den Jahren?
M K:
Ich glaube es ist einfach die Menge an gestanden Schauspielern, Das
sind einfach "Gsichter" wie man so sagt. Die haben alle eine tolle
Spielweise und es ist nichts
aufgesetzt. Wir sind damals einfach ans Set und haben uns gefreut wenn wir spielen
konnten. So ein bisschen wie mit guten Schulfreunden. Und das haben die Leute gemerkt.
Foto: Eurovideo |
Foto: Eurovideo |
B K:
Die Crew
hat also wirklich so gut funktioniert wie es im Fernsehen den Anschein gemacht
hat?
M K:
Genau so! Ohne
Neid oder sonstiges. Das war bei jeder Folge eine Freude und es gab niemand der
diesen Frieden gestört hat.
B K:
Das war ja
Deine längste Serie. Hättest Du gerne noch weitergemacht?
M K:
(überlegt)
Also wenn ich manchmal die Briefe sehe, die ich noch heute bekomme, dann denk
ich mir manchmal schon, dass wir das länger hätten machen können oder zumindest
mal ein Special darüber drehen. Da sind ja alle Kollegen noch am Leben. Vor drei
oder vier Jahren habe ich dem BR tatsächlich mal eine Idee geschrieben, wie man
das vielleicht machen könnte. Wenn man sich vorstellt, die sind alle in Rente
und kommen nochmal zurück nach Wildbach und treffen sich dort. Dort könnten sie
anderen jungen Bergwachtlern helfen. Aber leider wollten die da nichts machen.
B K:
Das
traut man sich heutzutage wohl leider nicht mehr…
M K:
Die sind
zu ängstlich, ja. Auch was neue Geschichten angeht. Ich finde z.B. auch, dass es
mittlerweile zu viele Polizeiserien gibt. Das soll jetzt keine Wertung von mir
sein, ob es gute oder schlechte Serien sind, aber wenn ich den Fernseher
anmache, dann bin ich von Montag bis Sonntag in der Pathologie und höre ständig
Kommissare fragen „Wo waren sie gestern Abend zwischen…“. Da ist keine Vielfalt.
So viel Mord gibt’s ja gar nicht. Früher haben mich meine Kinder gefragt, ob das
in den Großstädten wirklich so schlimm ist. (lacht)
B K:
Glaubst
Du nicht, dass sich die Leute von alleine daran satt sehen?
M K:
Ich weiß
es nicht. Die Quoten, sofern man sie überhaupt messen kann, sind ja gut.
Irgendwer muss das ja alles gucken. Deswegen empfinde ich „Dahoam is Dahoam“ als
eine Wohltat und andere scheinbar auch. Was man hier wiederum kritisieren kann,
ist der Zeitdruck unter dem gearbeitet wird, der sicher noch stärker ist, als
bei anderen Formaten. Ich höre halt auch von vielen Leuten, diese Serie wäre
schön gemütlich und es würde nicht immer nur ständig Leichen, Spurensicherung
und Gerichtsmediziner geben. Ich für meinen Teil finde auch die Welt und was
alles passiert manchmal schon traurig genug. Ich will da nicht immer Mord sehen.
B K:
Die
älteren bayerischen Kultserien sind ja auch beileibe nicht alles Krimis…
M K:
Ja eben. Natürlich muss irgendwas geschehen und es soll was passieren, aber es
muss ja nicht um Totschlag oder Mord gehen. In der Süddeutschen Zeitung habe ich
erst gelesen, dass es in der Woche im Fernsehen ca. 800 Tote zu sehen gibt. Das
müssen meine Kinder jetzt auch nicht andauernd sehen. Der Betreiber des Museums
Lichtspiele, mit dem ich letztens zusammen gesessen bin und der
hauptsächlich Independent-Filme aufführt, hat mir mal gesagt: „Das wichtigste
ist, das die Leute lachen, nachdenken, auch mal schlucken müssen und traurig
sind.“ Das finde ich total gut. Aus der Sicht eines Schauspielers ist es
natürlich was anderes, aber auch da würde ich sagen „Na, ned scho wieda an
Kommissar spielen!“. (lacht)
B K:
Dann
lieber Bergretter oder Pfarrer. Gab es bei „Wildbach“ auch mal gefährliche
Situationen bei den Dreharbeiten?
M K:
Klar, da gab es ganz viele. Aber wir waren damals ja alle noch total unbedarft
und unerfahren. Wir haben uns halt immer gesagt „Wenn der Gurt hält, dann
hält er!“ (lacht). Einmal bin ich wirklich relativ weit oben gehangen und da hat
ein österreichischer Bergretter zu mir gesagt „hascht so Angscht um dei Leben,
gell?“. „Ja furchtbar!“ hab ich geantwortet. Sagt er „Esch isch nua a Fetzn
Leben!“ (lacht). Da denkt man sich dann nix und marschiert einfach los.
Man hat sich das dann auch zugetraut, weil es so einen Spaß gemacht hat. Es ist
zum Glück ja nie was passiert.
B K:
Stimmt
es, dass Du mit Deiner Kollegin die Texte in Form einer Operette geübt hast?
War das Deine Idee?
M K:
Ja das stimmt. Wir haben da in einem Hotel gewohnt und haben beim spazieren
gehen unseren Text gelernt. An dem Tag hatten wir immer wieder Hänger und
konnten uns nichts merken. Wir haben uns dann überlegt, wie wir diesen
Text wohl am besten in unsere Köpfe reinkriegen. Schließlich fingen wir an zu
singen und am Ende war das ganze wie eine Oper. (lacht) Das war sehr
lustig, weil wir da am Wildbach entlang gegangen sind und uns gegenseitig
angesungen haben. Aber so haben wir es uns am Besten merken können.
B K:
Das
Thema „Berge“ hat Dich später als Drehbuchautor auch nicht losgelassen. Bist
Du allgemein sehr mit der Heimat verbunden?
M K:
Ja, Berge mag ich schon sehr, sehr gerne. Ich mag auch die
Geschichten, wenn man z.B. zum Skifahren fährt und man redet mit dem
Liftbesitzer oder einem Wirt. Da kommen meistens alte Geschichten zum Vorschein.
Der Alltag in solchen Dörfern ist halt anders.. Die können nicht schnell mal in eine Großstadt fahren,
sondern kommen selten aus ihrem Ort raus. Mich hat immer fasziniert wie diese Leute damit
umgehen. Aus diesen Geschichten sind dann viele Filme von mir entstanden.
B K:
Mittlerweile bist Du ja als Autor gar nicht mehr wegzudenken aus der bayerischen
Fernsehlandschaft.
M K:
Ich hab glaub ich in den letzten neun Jahren 22 oder 23 Fernsehfilme
geschrieben. Also nur die 90minüter, wie man so schön sagt.
B K:
Das
erklärt dann auch die Nachtarbeit…
M K:
(lacht)
Genau.
B K:
Wie
hast Du denn genau entdeckt, dass Du auch Geschichten schreiben kannst?
M K:
Ich hab einfach alles ausprobiert. Habe immer Leute gefragt, die
ich sehr schätze „Sag glei ob des a Schmarrn is!“. Meistens fanden die es nicht
schlecht und so habe ich es einfach versucht. Für mich war das ja immer gut, was
ich geschrieben habe. Die Frage war immer nur wie andere darauf reagieren.
(grinst) Wenn ich ständig an solchen Dingen gezweifelt hätte, dann hätte ich
so viele Dinge nie probiert. Mit meinem Projekt „Goodact“ war es auch so.
http://www.goodact.de
|
Ein eigener
Schicksalsschlag bewegte ihn dazu, über Beistand und Unterstützung in
unserer schnelllebigen und digitalisierten Welt nachzudenken – Hilfe wird so
viel gebraucht. So entstand also goodact.de, ein Internetportal, das über
das übliche “Sharen”, “Liken” und “Posten” hinausgeht.
Es ist ganz einfach und
es kann jeder mitmachen. Einfach anmelden und verschenken, was man selbst
nicht braucht, oder seine Hilfe anbieten. Man kann sich auch für ein anderes
Geschenk bewerben, indem man etwas dazu schreibt, warum man gerade selbst das
Geschenk bekommen sollte – wenige Worte genügen. Gemeinsam stimmt dann die Community ab, wer das Geschenk bekommen sollte. Hier heiß es also: Gemeinsam
für einen guten Zweck, denn im Vordergrund steht nicht der Wert sondern die
Geste – Menschen eine Freude zu machen, weil das unser größtes Glück ist.
Das Internetportal steht
für ein positives Miteinander, ohne daraus Profit schlagen zu wollen.
Prominente Unterstützung kommt neben Max Krückl, auch durch Michael
Mittermeier, Reinhold Hoffmann (Haindling-Band) und Bands wie die
Münchner Freiheit, sowie die Erste Allgemeine Verunsicherung. |
Ich habe mit Computern eigentlich gar nichts am Hut und kann ja nicht mal mein
Handy wirklich bedienen. Weil mich aber das Karitative interessiert, wollte ich das
im Internet ausprobieren. Viele Freunde haben gesagt: „DU und Computer! Du bist
ja schon überfordert, wenn du eine Email schreibst.“ Irgendwie suche ich mir
dann schon einen Weg oder frage Leute die es können ob sie mir helfen.
Letztendlich ist alles Teamarbeit. Bei solchen Dingen gibt es Grenzen und da
braucht man Leute die mehr wissen als man selber. Wie bei einem Film. Wenn die
Crew passt, dann wirds etwas Schönes.
B K:
Hättest
Du die Schauspielerei auch gern mal ganz an den Nagel gehängt?
M K:
(überlegt lange) Also nur Autor sein wäre mir auch wieder zu langweilig. Ob ich
Dinge mache ist zwar eine andere Geschichte, aber es erfüllt mich mehr, wenn ich
sagen kann „Ich könnte…“. Ich würde nicht wollen, dass ein Projekt das andere
ausschließt. Bei der Schauspielerei ist es ja auch nicht so, dass man es macht
oder nicht, sondern wie man angefragt wird. Wenn man jetzt keine Anfragen
kriegt, dann heißt es ja nicht, dass du kein Schauspieler mehr bist. Bei mir
gibt es da keine Abgrenzung zu anderen Dingen.
B K:
Wobei
Du ja auch als Autor eine Rolle für Dich schreiben kannst.
M K:
Das ist aber schwierig und habe ich auch ganz selten gemacht. Es gibt schon
einen Neidfaktor, wenn das Buch von dir ist, vielleicht auch noch die Musik und
dann spielst du selber auch noch mit. Da könnte es schon Stimmen geben, die
sagen „Mein Gott, was muss der denn noch alles selber machen!“. Was auch
irgendwo blöd ist, denn irgendwer muss es ja so oder so machen. Es gibt Bücher, die
ich anbiete und sage „Ich könnte mir vorstellen den oder den zu spielen.“ Aber
das ist dann keine Bedingung von mir. Meistens sitzen wir bei Besprechungen und
es wird überlegt wer wen spielen könnte und bringe die Produzenten von der Idee
weg, dass ich das spielen soll.
B K:
Jetzt
hast Du schon mit so vielen Kollegen vor der Kamera gestanden. Hast Du da beim
Schreiben nicht auch gleich Bilder im Kopf, wer eine Rolle spielen könnte?
M K:
Doch, aber ich habe meistens Bilder der Kollegen im Kopf, die schon verstorben
sind. Leider ist das so. Die waren einfach sehr prägnant und das geht auch nicht
weg. Auch wenn man jemand anderes darin sehen will, denkt man automatisch, der
müsste das jetzt so spielen wie der Hansi Brenner damals. Oder ich sage bei der
Besprechung "da bräuchte man jetzt eine wie die Ruth war.“
B K:
Waren
die beiden auch Kollegen, mit denen du am liebsten gespielt hast?
M K:
Ja. Das war auch sehr seltsam, als ich nach 10 oder 14 Jahren, die wir uns
kannten, zur Ruth Drexel gesagt habe „Pass auf, ich möchte, das du die Agathe
spielst.“
B K:
Bei der
Serie „Agathe kann’s nicht lassen“…
M K:
Genau. Ich weiß noch wie ich mir mit
15 Jahren bei einer Probe in Telfs furchtbar den Kopf angehauen habe und
bewusstlos war. Da hat sie mich sehr bemuttert und sich darum gekümmert. Wenn
man so eine innige Beziehung hatte und steht einem dann dieser Frau 15 Jahre später in
anderer Position gegenüber. Das war ein wahnsinniges Erlebnis. Als sie starb war
es menschlich ein sehr großer Verlust für mich, weil sehr viele Erinnerungen an
hier hängen. Sie war viel mehr als eine Kollegin.
B K:
Max,
gibt’s für Dich eine bayerische Lieblingsserie?
M K:
„Monaco
Franze“. (grinst) Der ist unerreichbar. Genauso wie „Münchner
Geschichten“, weil ich den Günther Maria Halmer auch so verehre. Der ist ein
unglaublich guter Schauspieler. Den Frithjof Vierock hab ich bei gemeinsamen
Drehs auch immer gefragt wie das früher so war. (grinst) Es gibt auch
einige Serien von damals, bei denen ich sage „Schade, dass ich da nicht dabei war.“,
aber nicht weil ich es besser gemacht hätte. Besser als die damals kann man das
gar nicht machen, aber ich hätte gern irgendeine Nebenrolle in so einer Serie
gehabt. Aber für vieles war ich auch noch zu jung damals.
B K:
Ich
danke Dir für die Zeit Max und das nette Gespräch.
M K:
Hat Spaß gemacht, gerne. |