Interview mit Rudolf Wiesent
Sänger und Mastermind
der bayerischen Band KOPFECK
Zur
Veröffentlichung der neuen Single "Hädiwenniwari"
https://kopfeck.band
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Bayerische
Kultserien:
Servus
Rudolf, gleich zu Beginn: Warum als Name der "Kopfeck" und nicht der "Monaco"
oder der "Tierpark Toni"?
Rudolf Wiesent:
Nachdem wir
beschlossen hattrn mit unserer Band, mit der wir vorher eigentlich nur für uns
selber ein bisschen Musik gemacht haben, in die Öffentlichkeit zu gehen, mussten
wir uns ja einen Namen überlegen. Die bayrischen Serien von Helmut Dietl haben
wir alle quasi mit der Muttermilch aufgesaugt. Dann haben wir gemeinsam
überlegt, welcher Charakter der jeweilige Liebling eines jeden ist. Der Kopfeck
Manni war bei jedem mindestens in den Top 3, meistens sogar in den Top 2
vertreten. Als Bua war mein Lieblingsheld z.B. nicht der Superman oder so,
sondern der Tscharlie aus den "Münchner Geschichten". Ich hab mich da also am
totalen Taugenichts orientiert. (lacht) "Monaco Franze" wäre uns
irgendwie zu platt gewesen. Bei "Kopfeck" hat aber jeder sofort gesagt: Der ist
es! Auch weil nicht alle sofort verstehen was das bedeutet. Auch heute höre ich
noch auf Konzerten: "Kopfeck? Irgendwo hab ich das schon mal gehört.", oder
Frauen, die fragen "Seids ihr benannt nach dem Kopfeck Manni?". Wenn wir dann
"Ja" antworten, stoßen sie ihren Mann an und sagen "Siehst du, hab ich doch
gesagt!" (lacht) Der Kopfeck kommt also so ein bisschen hintenrum und ist
nicht zu offensichtlich.
B K:
Also
standen nie andere Namen zur Auswahl?
R W:
Manchmal
nennt eine Band sich ja "Monaco und die Blablablas" oder ähnliches. Auch
"Kopfeckband" oder "Die Kopfecks" waren nicht im Gespräch. In dem Moment, als
ich kurz und knapp "Kopfeck" gesagt habe, war jegliche Diskussion im Keim
erstickt. Alle fanden es super. Und wenn du den Text auf unserer Homepage liest,
dann heißt es dort am Schluss: "Den Monaco haben wir bewundert, aber geliebt
haben wir den Kopfeck Manni". Und genauso ist es. Jeder wollte so einen Freund
haben.
B K:
Seit wann
gibt es die Band?
R W:
So richtig in
die Öffentlichkeit mit CD-Veröffentlichung und so, haben wir glaube ich 2017
angefangen. Davor war es eben nur ein Projekt für uns, bei dem wir mehr für uns
selber die ganzen bayrischen Klassiker der Spider Murphy Gang und Austropop
gespielt haben.
Ich hatte vorher ein anderes Musikprojekt, bei dem ich deutschen
Pop aufgenommen habe. Irgendwann habe
ich mir aber dann gedacht, ich möchte nicht mehr in einer
„Fremdsprache“ singen (lacht), sondern in
meiner Muttersprache Bairisch und habe dann angefangen
bayrische Songs zu schreiben. Das war
dann eben 2017.
B K:
Auf Bayrisch, weil Du Dich da einfach besser ausdrücken kannst?
R W:
(überlegt)
Eigentlich war die Entwicklung anders. Ich hatte meine ganzen Freunde gefragt,
ob
sie nicht die Liveband für mein Deutschpop-Projekt („Peter Wolf“
Anmerkung der Redaktion) sein
wollen, das damals wirklich gut angelaufen ist. So war ich
eigentlich kurz davor die zweite
CD dafür aufzunehmen. Ein Radio-Mann hat dann nach einem
Interview bemerkt, dass ich mich
schon ein bisschen bemühen muss hochdeutsch zu sprechen, es mir
aber das Bairische eigentlich
„zu den Ohren rausdruckt“.
(lacht).
Es war ein Österreicher.
(grinst)
Warum singst Du denn nicht
gleich in bairisch? Danach haben es noch mal zwei Leute zu mir
gesagt und im Studio wurde ich
erneut darauf angesprochen. Ich hab mich damals einfach nicht
getraut, weil ich dachte es hört sich
nicht richtig an. Für „Peter Wolf“ hatte ich gerade einen Song
auf hochdeutsch geschrieben und
gesungen. Danach meinte der Produzent: „Jetzt gehst du gleich
noch mal in die Tonkabine zurück und
singst dasselbe auf Bairisch!“. Das habe ich dann gemacht und
gemeint: „Ich weiß nicht...das war
nicht Peter Wolf, sondern nur ich.“ Und er meinte: „Ganz genau.
Das erste Mal hatte ich das Gefühl
DAS bist du! Du singst besser, triffst die Töne besser und es ist
total authentisch.“ Als ich zurückkam
in meinen Probenraum, musste ich zu meinen Mitmusikern sagen:
„Ich glaube wir haben jetzt ein
Problem, weil ich euch eigentlich für ein Deutschrock-Projekt
zusammengetrommelt habe, aber ich
möchte jetzt eigentlich etwas Bayrisches machen.“ Und wirklich
alle haben gesagt: „Jawoll, super!
Finden wir sowieso viel besser!“
(lacht)
B K:
Wie und wann bist Du denn dazu gekommen Musik zu machen?
R W:
Eigentlich relativ spät.
(überlegt)
Erst so seit ca. 10 Jahren. Davor hatte ich immer etwas
anderes im Leben. Als junger Bua hatte mein Freund eine
Musikgruppe. Die hieß „Henry
Caddy Band“ und hatten zur Zeit der Spider
Murphy Gang einen kleinen Hit mit „I werd a Mo“. Das fand ich super und da habe
ich schon auch kurz überlegt, Musik zu machen.
Allerdings bin ich zu der Zeit Motorradrennen
gefahren und war auch ganz gut darin. Das war zusammen mit der
Musik meine große Leidenschaft
und so habe ich erstmal das verfolgt. Danach kam halt dann
erstmal alles, was man so macht. Frau,
Kinder, Firma gründen und eben das Leben mit allen Facetten. Da
dies alles ganz gut lief, habe ich
mich später dazu entschieden noch das zu machen, was auf meiner „Bucketliste“
ganz oben
gestanden ist. Und das war eben „selber Musik machen“. Ohne es
gelernt oder eine Ahnung davon zu
haben, begann ich dann Songs zu schreiben. Eigentlich total
deppert, aber ich glaube nur depperte
Leid bringen die Welt weiter.
(lacht)
Wenn man immer alles durchdenkt und überlegt, dann passiert ja
meistens nichts.
(grinst)
B K:
Woher nimmst Du die Inspiration für die Texte?
R W:
Die kommt daher, wo sie meiner Meinung nach auch herkommen
sollten. Aus dem richtigen
Leben. Ich bin ja in einem Alter, in dem ich doch schon auf eine
gewisse Lebenszeit zurückblicken
kann. Deshalb habe ich auch wahnsinnig viel Stoff für Texte.
(grinst) Meistens fällt mir immer erst ein Thema ein. Kein Text oder schon
eine Melodie. Komponieren oder ähnliches habe ich ja nie gelernt.
B K:
Euer Lied "Vom selben
Schlag", das ja perfekt für alle Fans der bayrischen Kultserien daherkommt, ist
ja eigentlich eine Liebeserklärung für Deine Frau...
R W:
Im Laufe der Zeit
hat man ja eventuell oder meistens mehrere Liebeleien oder Bekanntschaften. Das
ist ja auch gut so. Hier wollte ich aber etwas in Worte fassen, wie es ist mit
jemand zusammen zu sein, der einen wirklich versteht. So ist es ein Liebeslied
speziell für meine Frau, aber auch für alle Paare oder Gemeinschaften, die das
Gefühl haben vom selben Schlag zu sein. Und irgendwie sind das die Fans solcher
Serien ja auch.
B K:
Da geht es um Gefühl,
um Heimat und natürlich um Bayern. Hättest Du Dir vorstellen können mal
woanders zu leben?
R W:
(überlegt) Das ist eine sehr gute Frage, die Du da stellst. Natürlich
müsste ich jetzt, um dem Image einer bayerischen Band gerecht zu werden
sagen: "Auf gar keinen Fall!" Stimmt aber so nicht. Ich war immer ein sehr
reiselustiger Mensch, habe mich immer für andere Kulturen interessiert und
war auch schon an vielen Orten. Dort habe ich andere Kulturkreise sehr zu
schätzen gelernt. Ich habe wirklich viel gemacht, aber woanders gelebt habe
ich tatsächlich nicht, was ich im Nachgang eher als Makel empfinde.
Heutzutage könnte ich es mir aber nicht mehr vorstellen. Ich bin auch nach
wie vor der Meinung, dass es bei uns am schönsten ist. Wenn du in Bayern
geboren bist, ist das traumhaft. Ich kann Leute nicht verstehen, die über
unser Land jammern. Aber früher hätte ich es mir vorstellen können,
zumindest mal eine Zeit lang woanders zu leben.
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B K:
Rudolf,
wo wir gerade in Bayern sind, erzähl was von Eurem neuen Song "Hädiwenniwari".
R W:
Auch wieder eine
lustige Geschichte. Ich habe einen Song geschrieben, der hieß "Werd scho wern",
bei dem ich an meine Oma gedacht habe, eine Frau die zwei Kriege mit allem
Schlimmen drum und dran mitgemacht hat und trotzdem nie jammerte. Ihr Spruch war
immer: "Werd scho wern, sogt Frau Kern. Bei der Frau Korn is a wieda worn."
Dieser Spruch viel mir da auch wieder ein und ich hab mir gedacht wir machen
jetzt mal was mit bayerischen Sprüchen. Es gab dann ein Brainstorming und wir
hatten lauter Zettel mit solchen Phrasen vor uns liegen. Nach "Werd scho wern"
hatte ich da jetzt aber noch so viel schöne bayerische Aussprüche übrig und fand
es schade nichts daraus zu machen. Also mussten wir noch einen Song machen.
(lacht) Aber wie bekommt man mit lauter Sprüchen einen Zusammenhang hin?
Während ich da überlegt habe ist es mit wie Schuppen von den Augen gefallen: Die
Bairische Sprache ist einfach so schön, das muss keinen Sinn haben. Einfach eine
Aneinanderreihung richtig schöner, alter, bayerische Sprüche, die in diesem
Rocksong gut klingen. Dummerweise sag ich bei Live-Konzerten zu den Besuchern
immer: "Falls ich einen Spruch vergessen hab und ihr noch einen wisst, immer her
damit! Dann machen wir noch einen Song." Jetzt kommen andauernd Leute und es
gibt schon wieder einen Zettel. (lacht)
B K:
Oder der
Song bekommt mal eine "Extended Version". Auch bei den Bayerischen Kultserien
sind bekannte Sprüche ja das A und O.
R W:
Absolut. Zum
Beispiel hatten wir auch schon öfter als Slogan den Spruch "Hund san's scho!".
Auch aus meiner Lieblingsserie, den "Münchner Geschichten" ist vieles in den
allgemeinen, bayerischen Sprachgebrauch übergegangen. Da wären wir wieder bei
dem Thema des gegenseitigen Verständnisses. Wenn ich zu dir sag: "Schee war's scho",
dann weißt du genau was gemeint ist. (grinst)
B K:
Hast Du
einen Lieblingsspruch aus den Serien?
R W:
(überlegt)
Hm, das kommt dann immer auf bestimmte Situationen an. (überlegt weiter)
Tatsächlich bin ich da eher bei den Sprüchen vom Kopfeck, als bei den typischen
Gassenhauern wie "Spatz, schau wia i schau" oder "A bissel was geht immer", die
ohne Frage gut sind, die man aber mittlerweile auf jedem T-Shirt findet.
Lieblinge waren bei mir vielleicht eher die leiseren, melancholischeren Sachen.
B K:
Mit dem
Roland Hefter habt Ihr ja jetzt auch schon ein paar Doppelkonzerte gehabt. Was
verbindet Euch?
R W:
Der Roland ist
so ein netter und umgänglicher Mensch. Im Rahmen der Konzerte habe ich ihn
wirklich zu schätzen gelernt. Davor fand ich ihn auch musikalisch schon sehr
gut. Ich bin ein irre großer Fredl Fesl Fan und wenn es überhaupt irgendeinen
legitimen Nachfolger gibt, dann ist das für mich der Roland Hefter. Aus
folgendem Grund: Es gibt keine Bühnenfigur Fredl Fesl und es gibt auch keine
Bühnenfigur Roland Hefter. Beide würden abseits und auf der Bühne dasselbe
sagen, nichts besonderes anziehen oder auf Bühnenfigur machen und Null Komma
Null anders sein als sonst auch. Das ist herrlich authentisch.
B K:
Eure
Musik steht ja in der Tradition von beispielsweise der Spider Murphy Gang u.a.
Welche Bands haben Dich am meisten beeinflusst?
R W:
(lacht) Da muss man keinen
Hehl daraus machen, dass es natürlich auch die Spiders waren. Gerade bei den
ersten Songs hat man das glaube ich sehr gemerkt. Es gab dann auch Stimmen, bei
denen es hieß "...die neue Spider Murphy Gang". Das war dann aber spätestens der
Zeitpunkt, wo ich auch Musik in eine andere Richtung gemacht hab. Weil eine
Kopie sein, das wollte ich nicht. Ich bin ein ganz großer Fan von ihnen. Auch
weil es die Zeit war, wo ich als 17jähriger in Schwabing weggegangen bin und
eben auch in den "Rigan Club", ins "Memoland" oder ins "Schwabinger Podium"
gestolpert bin, in denen die Band aufgetreten ist. Sie hatten damals noch gar
keine eigenen Songs, sondern haben englische Rock'n'Roll Sachen gespielt. Als
ich mit meinen Kumpels dann zum ersten Mal "Rock'n'Roll Rendezvous" gehört hab,
wusste ich: "Auf bayerisch klingt ois scheener!" (lacht) Deswegen haben
mich die Spiders sehr beeinflusst, aber nicht so, dass ich es nachmachen möchte.
Ich hatte auch eine große Willy Michl-Phase und natürlich waren die
Austropop-Songs auch großes Kino für mich. Wiener sprechen ja, auch wenn sie das
vielleicht nicht gerne hören, eigentlich mittelbayerisch. Das ist
sprachwissenschaftlich festgehalten. (grinst) Fendrich, Ambros, Falco...
(schwärmt)
B K:
Jetzt
seid Ihr als Band ja auch schon viel rumgekommen. Kannst Du ein Konzert
hervorheben, dass für Dich besonders schön war?
R W:
Da gibts
einige. Tollwood war sehr schön, Mundart-Festivals, aber ich mag es auch sehr in
schönen Wirtshäusern zu spielen. Einmal waren wir sogar Vorband von Culcha
Candela, das war sehr lustig. Was ich aber noch herausheben möchte, ist ein
Auftritt beim Münchner Stadtgeburtstag, auf der Bühne am Odeonsplatz. Ein tolles
Gefühl, wenn man da mit seinen Spezln, mit denen man eigentlich nur mal ein
bisschen Musik machen wollte, plötzlich vor so einer Kulisse spielen darf. Dann
hat auch noch der Saxophonist der Spider Murphy Gang, Otto Staniloi mit uns
gespielt. Ich weiß noch wie ich da stehe und denke: "Jetzt stehe ich mit meinen
Freunden am Odeonsplatz, der Otto Staniloi steht neben mir, schaue auf die
Leopold und ich singe den Text ...kommst du amoi vorbei am Siegestor, stellst
du dir a drei Cowboys auf ihre Pferdl vor... Ein starkes Gefühl,
unglaublich. Der Blick von meinen Freunden hat in dem Moment genau dasselbe
gesagt. Ich glaube das hat alle emotional berührt und wird schwer zu toppen
sein.
©
Juergen
Golombek
B K:
Gibt es
einen Ort, an dem Du in Zukunft noch gern auftreten würdest?
R W:
(lacht)
Natürlich. Als wir die Band damals gegründet haben, sind wir jeder mit einer
Flasche Bier im Probenraum gesessen, haben uns in die Augen gesehen und gesagt,
wir hören erst auf, wenn wir im Circus Krone waren. (grinst) Auch als
Konzertgänger ist der Circus Krone einer der schönsten Konzertlocations die es
gibt. Die Mutter aller Kulturplätze in München. Und für mich als Stones-Fan gibt
es hier auch eine schöne Verbindung: Am 14.09.1965 hatten die Stones noch vor
den Beatles einen Auftritt im Circus Krone. Am selben Tag ist meine Frau 200
Meter entfernt zur Welt gekommen. Der Gedanke dort zu stehen, ist also für mich
etwas ganz Besonderes.
B K:
Mit dem
schönen Gedanken frage ich auch Dich jetzt noch abschließend nach Deinen
Lieblingsserien, auch wenn Du die ja schon im Laufe des Gesprächs genannt
hast...
R W:
Platz eins
sind für mich auf alle Fälle die "Münchner Geschichten", einfach weil mich das
philosophische so gepackt hat. "Monaco Franze" auf Platz zwei, da haben wir
Abiturienten alle drüber geredet. Nach jeder Folge war das Gesprächsstoff in der
Schule. "Irgendwie und Sowieso" kommt dann auch ziemlich gesichert auf Platz
drei. (die nächsten Minuten wird über ältere und neure Serien diskutiert)
Die Zeit wäre wieder Reif für solche Schätze.
B K:
Wie wahr.
Vielen Dank Rudi für das nette Gespräch!
R W:
Ich danke
auch und freu mich auf Dich und alle Fans der bayrischen Serien auf unseren
Konzerten.
Alle Infos zu den
Kopfeck-Konzerten, Songs und Videos findet Ihr unter:
https://kopfeck.band
https://www.facebook.com/Kopfeck
https://www.instagram.com/kopfeck.band
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