Interview mit
Brigitte
Hobmeier
(Januar
2025)
Zur
Veröffentlichung von
"Oktoberfest 1905", der im Herbst 2025 in der ARD zu sehen sein wird.
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Foto: Kathrin Makowski |
Bayerische Kultserien:
Frau
Hobmeier, was hat sie dazu bewegt bei der Fortsetzung von „Oktoberfest 1900“
dabei zu sein?
Brigitte
Hobmeier:
Ich glaube die
Rolle der Colina Kandl ist einer der schönsten Figuren, die bisher für mich
geschrieben wurden. Von dem her war es gar nicht so schwer da zu zusagen. Ich
habe mich sehr gefreut, dass der Bayerische Rundfunk sich entschieden hat eine
zweite Staffel zu produzieren. Da musste ich gar nicht lange überlegen.
B K:
Hätten
sie gedacht, dass nach der ersten Staffel noch eine zweite kommt?
B H:
Ich
glaube es war schon geplant und das Ende der ersten Staffel war ja auch sehr
offen. Dann gab es aber ja ein großes Durcheinander und auch Anfeindungen der
Wiesnwirte, wie ja medial sicher jeder mitbekommen hat. Danach gab es die
Energiekriese und es kam Corona und man musste überlegen, ob man sich so eine
High End Kostümstaffel leisten kann. Insofern hatten wir es nicht leicht mit der
Entstehung und Entwicklung. Ich hoffe es hat sich gelohnt, die Leute freuen sich
und wollen sehen, wie es weiter geht mit der großen Familiensaga.
B K:
Was
genau reizt Sie an der Figur „Colina Kandl“?
B H:
Sie
ist eine, „aus der Asche“ geborene und kommt von ganz unten. Die Colina versucht
alles richtig zu machen und macht eigentlich permanent alles falsch bzw. kommt
dann das Schicksal wieder um die Ecke und haut ihr eine rein. Das finde ich
sympathisch und es rührt mich, weswegen ich ihr gerne meinen Körper und die
Stimme geben wollte.
B K:
Haben
Sie ein Faible für Historien- und Kostümfilme?
B H:
(grinst)
Ja, das ist
natürlich wunderbar und eine tolle Sache. Sich in einer historischen Geschichte
zu bewegen, macht irre Spaß finde ich.
B K:
Ihr
Kollege Klaus Steinbacher meinte auch im Interview zur ersten Staffel, dass
schon das Reinschlüpfen in ein Kostüm etwas mit einem macht. Fühlen Sie da
auch so?
B H:
Ja! Wenn
man diese Röcke, Unterröcke, Korsagen und die harten Schuhe trägt, sind das
ja gleich ein paar Kilo mehr…
B K:
Das
muss ja auch sehr anstrengend sein, oder?
B H:
Oh ja.
Auch bei dem Showact auf der Bühne, den man in der zweiten Staffel sieht. Da
ging es darum wie die Colina sich anzieht und verstecken kann, da sie nicht
erkannt werden soll, aber auf der Bühne stehen und singen. Wie sieht die
Maske der „Mysteria“ aus? Wie kann man das umsetzen? Das war ein großer
Findungsprozess.
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Bild: ARD Degeto/BR/MDR/WDR/Zeitsprung Pictures GmbH/Dusan
Martincek |
B K:
Jetzt
muss ich natürlich auch fragen: Wie stehen Sie im allgemeinen zum Oktoberfest?
B H:
Oh.
(lacht) Mir ist auch schon die Frage gestellt worden: „Wie überlebt man
das Oktoberfest?“. Da habe ich gesagt, man darf einfach nicht hingehen.
(lacht) Ich bin Münchnerin und gehe mal zum Mittagsessen auf’s Oktoberfest
oder wenn es sich zeitlich ausgeht mal am letzten Wochenende oder am letzten
Sonntag, weil ich das immer sehr schön finde. Ansonsten muss ich gestehen, dass
es sich gewandelt hat. Früher fand ich das immer furchtbar, wenn alle verkleidet
in unsere Stadt kamen. Mittlerweile freue ich mich darüber und finde das
wunderschön, wenn die ganze Stadt sich in einem schönen Tumult befindet. Ich
finde wir beschneiden uns oft genug immer permanent. Wenn zwei Wochen lang die
Stadt etwas Rauschhaftes hat, dann gibt es da sicher viel Negatives, hat aber
auch viel Schönes.

© BR/ARD Degeto/MDR/WDR/Zeitsprung
B K:
Kannten
Sie vor der zweiten Staffel die Geschichte der „Deutschen Eiche“, um die es ja
u.a. auch geht?
B H:
Mir
war nicht klar, dass sie 1905 gegründet und eröffnet wurde. Die Geschichte der
„Deutschen Eiche“ fing bei mit an, dass sich Freddie Mercury oder Rainer Werner
Fassbinder dort rum getrieben haben. Damit ist sie zum ersten Mal für mich ein
Begriff geworden, aber das sie schon so lange besteht war mit nicht bewusst. So
habe ich auch selber etwas durch diese Arbeit gelernt. Auch was die Zuhälterin „Nappi“
angeht, die ihren Spitznamen tatsächlich von Napoleon abgeleitet bekam, weil sie
so ein strenges Regiment geführt hat.
B K:
Man
liest oft, dass Sie „starke Frauen“ spielen, wobei es immer Definitionsspielraum
gibt, was das überhaupt sein soll. Wie ist das Ihre Meinung?
B H:
(überlegt)
Also eigentlich sind es eher schwache Frauen, die sich versuchen zu befreien. An
der Colina Kandl, die gerade aus dem Gefängnis kommt, ist gar nichts Starkes.
Sie ist ein Häufchen Elend. (überlegt) Aber ja, gute Figuren brauchen
einen ordentlichen Konflikt. Wenn dieser nicht groß genug ist, dann ist die
Figur nicht spannend genug. Vielleicht ist so etwas damit gemeint und wenn das
jemand so sieht, dann von mir aus gerne. Es sind oft Geschichten, wo meine Figur
etwas überwinden muss um zu bekommen was sie will. Vielleicht kriegt sie es,
vielleicht auch nicht. Oft sind die Widerstände extrem. Gerade bei historischen
Filmen haben die Frauen auch weniger Rechte gehabt. Darum geht es ja auch in
„Oktoberfest 1905“. In der ersten Staffel ging es auch um die Bezahlung der
Arbeit von den „Biermadln“. Damals war das Thema Frauenrecht ja noch hoch
brisant. Das hat natürlich etwas mit Kampf und Stärke zu tun. Von dem her störe
ich mich an dem Begriff „starke Frauen“ nicht.

Bild: BR/ARD Degeto/MDR/WDR/Zeitsprung Pictures GmbH / Dusan
Martincek
B K:
Sind
solche Figuren für Sie entscheidend, ob Sie eine Rolle annehmen?
B H:
(überlegt)
Ich gehe nicht nach dem Motto: Ist es eine starke Frau, dann spiel ich die
Rolle, wenn nicht, dann nicht. Das existiert nicht bei mir, wenn ich mich für
eine Rolle entscheide. Die Geschichte muss gut sein und die Figur interessant
mit einem nachvollziehbarem Weg. Es gibt auch verschiedene Genres, die ich
spannend finde. Thriller oder auch satirische Komödien. Wenn dann eine Figur
dazu Sinn macht und aufregend ist, dann ist das auch etwas, das mich
interessiert.
B K:
Spielen
Sie gerne im bayerischen Dialekt?
B H:
Klar, sehr gerne. Das ist ja meine Muttersprache.
B K:
Haben
Sie eine bayerische Lieblingskultserie?
B H:
Ja,
da habe ich mehrere. (lacht) „Irgendwie und Sowieso“ natürlich, oder auch
„Zur Freiheit“ mit der Paula.
B K:
Hätten
Sie gerne bei einer mitgespielt?
B H:
Bei
allen. (lacht) Bei denen damals…“Monaco Franze“ (schwärmt) Ich hätte
gerne bei allen mitgespielt. (lacht)
B K:
Alle
klar. Danke Frau Hobmeier.
B H:
Bitteschön |