Interview mit
Florian Brückner
(25.11.15 Rosenheim)
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Bayerische
Kultserien:
Florian, wer ist daran schuld, dass Du Schauspieler geworden bist?
Florian
Brückner:
Mein älterer
Bruder.
B K:
Tatsächlich?
F B:
Ja, das war wirklich so. Es hat sich bei uns auf dem Land natürlich immer schon
ergeben, dass man Theater gemacht oder bei Krippenspielen dabei war, dass ich
das aber auch mal beruflich mache hat mit ihm zu tun. Der Maxi war damals auf
der Falckenberg Schauspielschule und wurde zu einem Vorsprechen für einen
ZDF-Film eingeladen. Das Problem war, dass die Schule ihn nicht freistellen
wollte, weil er sich dort auf sein Studium konzentrieren sollte. Als er dort
abgesagt hat, sagte er eigentlich nur mit einem flapsigen Nebensatz: „Nehmt’s
halt meinen Bruder für die Rolle. Der kann das auch!“. Ich bin dann total
unvoreingenommen zu dem Casting gegangen und hatte dort als Ansprechpartnerin
eine ältere Frau, deren Rolle es war mich umzubringen. (lacht) Das war
irgendwie ganz witzig, hat gut funktioniert und war für mich der erste Schritt
in diesem Bereich.
B K:
Und davor hast Du tatsächlich noch nie geschauspielert?
F B:
Über den Trachtenverein haben wir als Kinder immer ein Krippenspiel gemacht. Das
war lustig, weil da alle Freunde mitgemacht haben. Irgendwann sind wir dann zum
Adventssingen in die Stadthalle nach Rosenheim eingeladen worden und dann ging
es weiter ins Residenztheater und nach Berchtesgaden. Das war eigentlich alles
was ich bis dahin gemacht hatte. Da war ich dann 14 Jahre alt und hab dort das
kindliche Lampenfieber überwunden. (überlegt) Wobei ich das mittlerweile
wieder habe. (lacht)
B K:
Gelernt hast Du ja eigentlich Sanitäter…
F B:
(lacht)
Ich habe viele Dinge gemacht. Nach der Schule hab ich den Rettungssanitäter
gemacht und hatte auch Spaß daran. Dann kam eben die Sache mit dem Film. Danach
hab ich mir dann doch überlegt die Schauspielschule zu machen. Ich habe mich
dann an der Aufnahmeprüfung versucht, aber diese nicht geschafft. Also hab ich
weiter im Rettungsdienst gearbeitet und war da auch in München und Rosenheim
beschäftigt. Außerdem wurden wir mit den Riederinger Musikanten ans Volkstheater
eingeladen. Das war zu dem Zeitpunkt, als der Christian Stückl dort Intendant
wurde. Er hat mich dann noch für ein anderes Stück engagiert. Ein Jahr später
hat es dann doch mit der Aufnahmeprüfung geklappt. Da gab es dann die Situation,
dass ich im ersten und mein Bruder im letzten Jahr waren und somit zwei Brüder
gleichzeitig auf die Falckenberg-Schule gegangen sind. Ich hatte dort bei den
Kollegen einen schweren Stand, weil ich ja schon vor der Schauspielschule einen
Film gemacht hatte und am Theater gewesen bin. Mein Fokus lag dann eigentlich
wirklich nur auf den Unterricht und nebenher auf meine Arbeit als Sanitäter,
damit ich etwas Geld verdienen konnte. Es kamen dann von der Agentur, bei der
ich heute noch bin, Anfragen für wirklich tolle Filme, die ich aber ablehnen
musste, weil das mit der Schauspielschule nicht vereinbar war. Ich wollte das
auch durchziehen, aber dann kam die Anfrage für den „Brandner Kaspar“ am
Volkstheater. Ein Stück, das ich als Kind schon kannte und wo ich unbedingt
mitmachen wollte, egal was mich das kostet. Aber das Theater hat auch da Nein
gesagt. Ich hab den Christian Stückl angebettelt, er soll doch bitte seinen
Einfluss bei der Schule für mich nutzen. An dem Tag war ich in der Schule
gesessen und hab schon auf seinen Rückruf gewartet. Als er mir dann mitgeteilt
hat, dass sie es einfach nicht zulassen, hab ich meine Sachen gepackt und musste
erstmal für zwei Tage Nachhause um mir meine Gedanken zu machen. Eigentlich
stand da aber meine Entscheidung schon fest und ich bin danach wieder zur Schule
und hab am Sekretariat geklopft. Ich hab dann gesagt: „Es tut mir leid. Das
werden sie jetzt nicht verstehen und mich für verrückt erklären, weil ich die
Chance nicht zu schätzen weiß, aber ich mache die Schule nicht fertig!“. Das war
natürlich ein kleiner Eklat. Das gab es dort vorher noch nie. Sie haben sogar
bei meinem Bruder angerufen und gesagt: „Er macht den größten Fehler seines
Lebens!“. Bereut habe ich es aber bis heute nicht. Ich hatte dann also meine
Agentur und das Theater und hab dann noch als zweites Standbein in Kempten mein
Staatsexamen für die Notfallmedizin gemacht. So war es für mich genau richtig,
weil ich meinen Job machen kann und in der glücklichen Lage bin, dass ich gut
vom Schauspielern davon leben kann, aber nicht muss. Da kann ich mir dann auch
bestimmte Rollen aussuchen und muss z.B. nicht unbedingt eine Serie machen oder
sowas.
B K:
Dir gewisser Weise hast Du dann auch nicht den Druck, den andere Schauspieler
haben…
F B:
Meine Agentur fragt mich immer noch ob ich das unbedingt machen muss. (lacht)
Ich muss mich aber halt auf die Weise auch um bestimmte Dinge nicht kümmern, bin
gesetzlich versichert und kann schauen welches Casting mich interessiert.
Beruflich kann ich mir dann dafür Zeit freischaufeln, muss aber dazu sagen, dass
ich beim Roten Kreuz nur bei 75% bin.
B K:
Stört es Dich, wenn die Leute sagen: „Ah, das ist der Bruder vom Maximilian
Brückner!“, weil Du ja doch noch etwas unbekannter bist?
F B:
Nein, das finde ich super! (lacht) Das ist bei uns ja eine totale
Synergie. Insgeheim ist es für uns ja das Schönste, wenn wir auch im Film Brüder
spielen können, was ja schon bei einigen Produktionen der Fall war. Wir sind ja
sehr unterschiedliche Typen. Der Maxi hat das fundiert gelernt und ich hätte die
Chance gehabt, habe es aber abgebrochen. Er spielt ja auch Rollen, die ich so
nie spielen könnte. Dafür ist er halt auch mehr unterwegs und weniger Zuhause.
Ich gehe schon öfter zu ihm, wenn ich da mal Hilfe brauche. Eine
Konkurrenz-Situation gibt es bei uns sowieso nicht.
B K:
In Deiner Familie gibt es ja schon viele Personen, die vor der Kamera stehen.
Liegt das bei Euch in den Genen?
F B:
(lacht)
Meine Eltern waren weder sehr musikalisch, noch haben sie Theater gespielt. Es
liegt einfach daran, dass wir auf dem Land aufgewachsen sind und uns in guten
Kreisen aufgehalten haben, wie z.B. dem Trachtenverein. Das haben die Eltern
halt ermöglicht und es gab viele Köpfe bei uns in Riedering, die sowas gefördert
haben.
B K:
Du hast ja glaub ich noch zwei weitere Brüder, die auch schauspielern?
F B:
Der Maxi macht es ja absolut hauptberuflich. Dann komm ich. Der Xaver ist
Elektromeister und macht es nur wenn sich was ergibt, weil er in seinem Beruf
schon sehr eingebunden ist. Und der Niki (Dominikus Brückner) spielt Theater.
B K:
Und Deine Schwester steht auch noch vor der Kamera…
F B:
(lacht)
Ja, die ist beim Bayerischen Rundfunk. (Moderatorin der Sendung „Zsammg’spuit“)
B K:
Versteht Ihr Euch untereinander alle gut? Bei Geschwistern ist das ja so eine
Sache…
F B: Wir verstehen uns alle total gut und können uns auch alles ins
Gesicht sagen. Aber natürlich "hakeln" wir auch mal miteinander. Das ist in
jeder gesunden Familie so. Wenn nicht, dann ist das falsch, weil das die Basis
ist.
B K:
Dann magst Du es also wirklich, wenn Du mit Deinen Brüdern zusammen bei einem
Film mitwirkst und denkst Dir nicht: "Na, nicht schon wieder"?
F B: Absolut! (überlegt) Es gab Szenen, da hab ich genau gewusst,
wie ich den Maxi erwischen muss, damit er so reagiert wie es gefordert ist. Da
entstehen auch wirklich tolle Sachen und es macht echt uns echt Spaß.
B K:
Stimmt es, dass Du mit dem Max in München zusammen gewohnt hast?
F B: Ja, wir hatten in der Adelgundenstraße eine WG, während ich noch auf
der Schauspielschule war. Später haben wir uns aber lieber den Luxus geleistet
50 Minuten ins Theater fahren zu müssen, aber dafür Zuhause zu sein und die
Berge und den See vor der Nase zu haben. Für diverse Drehs sind wir ja immer
noch öfter in München, aber so kann man "Arbeitsstätte" und "Dahoam" wunderbar
trennen.
B K:
Und wer wohnt jetzt wo?
F B: (lacht) Wir wohnen hier alle zusammen. Meine zwei älteren
Brüder haben vor ca. vier Jahren eine riesige, alte Mühle gekauft, die mehr oder
weniger eine Ruine war. Die haben wir dann in Eigenleistung kernsaniert. Dort
wohnen vorne meine Eltern mit drin, dann kommt der Niki mit seiner Familie und
dann der Maxi und ich. Wir sind dort also wieder alle zusammen.
B K:
Würdest Du Dich als heimatverbunden Menschen bezeichnen?
F B: Ja klar. Umgekehrt, hab ich aber auch immer wieder Fernweh. Es zieht
mich auch immer wieder mal weg. Das Glück gehabt zu haben, mal in Bolivien oder
in Island drehen zu dürfen, ist unbezahlbar!
B K:
Als Du mit der Schauspielerei angefangen hast, warst Du ja gleich mit so
erfahrenen Leuten wie Monika Baumgartner, Sepp Schauer oder sogar Heiner
Lauterbach vor der Kamera gestanden. Hast Du von denen viel gelernt?
F B: Ja total. Der Heiner Lauterbach ist da für mich gleich ein gutes
Thema. Der ist ja immer wieder mal in den Medien und in der Boulevard-Presse,
aber er ist hoch professionell und ein ganz feiner Mensch, der in keinster Weise
hochnäsig ist, sondern meistens nur sehr konzentriert. Aber ich werd nie
vergessen wie er uns damals alle in seinem Trailer Fußball gucken ließ, während
er sich umgezogen hat. (grinst) Da war er auch ganz locker, nett und hat
uns mit Respekt behandelt.
B K:
Gibt's noch andere deutsche Schauspieler, die Du bewunderst oder bewundert hast?
F B: (überlegt) Gustl Bayrhammer und Hans Brenner waren für mich
immer Personen, zu denen man aufschauen konnte. Und wer für mich momentan auch
schauspielerisch ein Vorbild ist, ist Tobias Moretti, mit dem ich ja auch schon
zusammen drehen durfte. Er sagt ja immer, er wäre der Zögling vom Hans Brenner
und habe ihm viel zu verdanken. Der kann so viele verschiedene Facetten spielen
und hat auch auf der Bühne eine wahnsinnige Präsenz.
B K:
Danke für das Gespräch Flori.
F B: Ja klar, sehr gerne!
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