Bayerische
Kultserien:
Herr
Altinger, das heutige Programm "Meine heilige Familie" ist schon etwas älter
oder?
Michael
Altinger:
Ja, stimmt.
Das Programm ist jetzt 16 Jahre alt, ist aber natürlich nicht immer das exakt
Gleiche geblieben. Es heißt zwar seit dem so und die Grundgeschichte ist die gleiche,
aber ich hab da immer wieder variiert, alte Geschichten rausgeschmissen und
aktualisiert, so dass man immer am Puls der Zeit ist. Aber im Prinzip gibt es
dieses Programm tatsächlich seit 17... (überlegt und sieht seinen Sohn an,
der mit am Tisch sitzt)...na, seit 16 Jahren hab ich gesagt, gell?
(lacht) Ja, meiner erster Sohn wird jetzt 16 und genau so lange gibt es das
Programm. (deutet noch mal auf seinen Sohn und lacht) Das ist aber der
jüngere!
B K:
Warum
ist dieses Programm so ein Dauerbrenner?
M A:
Das überrascht uns selber total.
Wir dachten, das spielen wir jetzt zwei, drei Jahre und das war's dann. Es wird
aber immer wieder gebucht und es kommen immer wieder Leute. Ich hab auch immer
noch Lust es zu spielen, auch wenn ich mir zwischendurch mal gedacht habe "Mei,
jetzt wird's aber scho langsam a oida Hut!". Aber dann geh ich auf die Bühne
raus und merke auch wieder den Spaß an dieser Erzählung. Mir fällt auch auf, dass bestimmte Themen im Programm, die ich tatsächlich schon seit 16
Jahren mache, wieder topaktuell sind! Ich habe z.B. schon damals über Rezension
gesprochen und es ist wirklich jedes Jahr wieder ein großes Thema. (lacht)
Das ist wirklich unglaublich.
B K:
Das nutzt
sich scheinbar nie ab. "Meine heilige Familie" wird aber natürlich auch immer um
diese Zeit angefragt oder?
M A:
Ja klar. Ende November und im
Dezember. Wir spielen das im Jahr so ungefähr 15 mal. Da kann man sich
ausrechnen, dass wir das schon insgesamt so ungefähr 200 mal gespielt haben.
(lacht) Das hat sich schon gelohnt.
B K:
Wie heilig ist Ihnen
Ihre eigene Familie?
M A:
Also bis auf ihn
(schaut wieder zu seinem Sohn und lacht laut),
ist die Familie das allerheiligste überhaupt! Auch Weihnachten ist sehr
wichtig bei uns. Jeder fiebert drauf hin, meine Frau hat heut schon viel
geschmückt und ich nerve damit, dass ich schon Weihnachts-CDs einlege. Wir
sind da tatsächlich ein wenig "Weihnachts-Junkies". (grinst)
B K:
Also alles ganz
traditionell bei Ihnen?
M A:
Ja, auch. Wir gehen auch in
die Kirche an Weihnachten. Die Geschichte dazu ist uns schon auch wichtig,
ja.
B K:
Sie müssten ja
eigentlich sämtliche Lösungen gegen den Weihnachtsstress parat haben...
M A:
(lacht) Die Lösung bei
uns gestaltet sich so, dass meine Frau quasi alles macht, weil ich ja mit
meinem Weihnachtsprogramm unterwegs bin. Allerdings hat meine Frau an
Nikolaus Geburtstag und das stresst mich momentan schon ein bisschen, weil
ich noch kein Geschenk hab.
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B K:
Sie haben
ja auch noch einige andere Programme. Woher nehmen Sie da Ihre Ideen?
M A:
Immer von
dem, was die Leute beschäftigt, was aktuell ist und auch von dem was mich
persönlich interessiert. Was mich amüsiert oder ärgert, das verwurschtel ich und
geh damit auf die Bühne. Es ist auch immer ganz wichtig, dass die Zuschauer
merken, es hat auch was mit ihrem und meinem Leben zu tun. Das muss schon authentisch sein.
B K:
Es sind
also schon auch erlebte Dinge?
M A:
Das sind viele erlebte Dinge und
Geschichten, die ich natürlich auch karikiere und überziehe. Aber auch
Geschichten, die es nicht gab, wo aber der Zuschauer meint, man könnte sie
erlebt haben. Es ist mir immer wichtig, dass es ganz nah am Leben ist.
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B K:
War es schon immer
Ihr Wunsch auf die Bühne zu gehen?
M A:
Ja! Schon mit 10, 12 Jahren
hab ich formuliert, dass ich das mal machen möchte. (grinst) Ich hab
mir das damals schon als Ziel gesetzt. Die Bühne war mir auch immer schon
wichtiger als Schule, Ausbildung und Studium.
B K:
Da werden die Eltern
ja begeistert gewesen sein...
M A:
Da muss ich wirklich sagen,
dass meine Eltern das immer unterstützt haben. Sie haben immer gesagt: "Wenn
du meinst das ist dein Weg, dann verfolge ihn, aber bitte konsequent! Schau
aber bitte auch, dass du einen ausgebildeten Beruf erlernst." Ich hab ja
Sozialpädagogik studiert und bin damit auch fertig geworden. Mit dem Ende des
Studiums hab ich dann entschieden das nicht zu machen, sondern auf die Bühne
zu gehen.
B K:
Vielleicht gibt es ja
mit Ihrem Sohn auch mal entsprechenden Nachwuchs für die Bühne...
M A:
(Schaut rüber) Ich
weiß nicht. Ich glaub der will Brauer werden. (lacht)
B K:
Sie kommen ja, wie
viele andere bekannte Kabarettisten, aus Niederbayern.
M A:
Gebürtig aus Landshut ja,
aber aufgewachsen in Wasserburg am Inn. |
B K:
Trotzdem
scheint diese Region ja für so was prädestiniert zu sein, oder?
M A:
Das ist immer so. Da wo eine
starke Kultur ist, in dem Fall eine sehr konservative und in Tradition
verhaftete Kultur, da gibts auch eine starke Gegenkultur. Das ist überall zu
beobachten. Dort wo die Gegenkultur eine Chance hat und nicht unterdrückt
wird, da bricht sie dann so richtig aus. Die Passauer Ecke, gerade zu der Zeit
als Zimmerschied oder Bruno Jonas aufkamen, war ja die dunkelste, schwarz-braune
Ecke Bayerns. Wenn dann genug Demokratie da ist, um eine Gegenkultur zu
entwickeln, kommt sie dort natürlich entsprechend raus.
B K:
Haben Sie
in dem Bereich auch Vorbilder?
M A:
Also ich glaub für fast alle von uns war am Anfang Gerhard Polt ein
ausschlaggebender Kabarettist. Wer aber auch immer ein Einfluss war, zumindest
für mich, war Otto Waalkes. Die haben wir Anfang der 80er Jahre gehört. Gerhard
Polt immer nah an den Leuten dran und Otto Waalkes immer nah am Wahnsinn. Diese
Mischung hat uns immer schon geprägt. Otto war auch schon in den 70ern der
Erste, wo man gedacht hat: "Was ist das für ein Wahnsinniger?". Man war
fasziniert wie lange der die Leute alleine unterhalten konnte. Dann kam Polt und
danach merkt man einfach: "Des wui i a!" (lacht)
B K:
Sie
stehen ja auch manchmal mit anderen Kabarettisten vor der Kamera. Gibt es da
Lieblingskollegen?
M A:
(überlegt kurz) Na, kann
ich jetzt so eigentlich nicht sagen. Es gibt viele Kollegen, mit denen ich sehr
gut kann und es gibt ein oder zwei Kollegen, die ich überhaupt nicht
mag. Aber wenn man sieht, wie viele Kollegen es gibt, dann ist die
Arschloch-Dichte schon sehr gering! (lacht)
B K:
Sie waren
lange erfolgreich bei "Die Komiker" dabei, für die Sie auch einige Sachen
geschrieben haben. Warum sind Sie da ausgestiegen?
M A:
Ich habe das jetzt knapp 12 Jahre
gemacht und hab einfach gemerkt, dass ich Lust auf andere Sachen habe. Da haben
sich im Laufe der Zeit Dinge angestaut, für die ich nie Zeit gefunden habe, weil
eben "Die Komiker" viel davon in Anspruch genommen haben. Für mich war das jetzt
der ideale Zeitpunkt den Absprung zu schaffen und neue Sachen auszuprobieren.
Natürlich bin ich da mit einem weinendem Auge gegangen, weil das einfach tolle
und liebe Kollegen sind, aber ich hatte den Luxus von Freunden wegzugehen und
nicht im Streit. Jetzt habe ich halt die Möglichkeit meine Projekte, die ich
vorher nicht machen konnte, durchzuführen.
B K:
Bleibt
uns der Michi Altinger denn im Fernsehen erhalten?
M A:
Ja, es
gibt einige Sachen, die nur jetzt noch nicht spruchreif sind.
B K:
Nebenbei
sind Sie ja auch als Schauspieler in einigen bayerischen Serien tätig. Wer war
denn der erste, der sie da engagiert und ihr Potenzial erkannt hat?
M A:
Also meine erste Rolle war glaub
ich für die "Rosenheim Cops", aber wer mich so richtig da eingeführt hat, war der
Franz X. Bogner, der einfach eine Liebe zum Kabarett hat. Leute wie Jonas,
Giebel und die Monika Gruber, die hat er immer schon gerne geholt, weil das
einfach bestimmte Typen sind. Da bin ich dann das erste mal in so was
reingerutscht. "München 7" war dann nach "Rosenheim Cops" die zweite Serie.
Nein, halt. Ich hatte sogar mal eine Rolle bei einem Film mit Jürgen Vogel. Da
haben die mich aber dann rausgeschnitten. (lacht) Da bin ich mal zu so
einem Casting gegangen. Aber der Hauptförderer war eigentlich der Bogner. Mit
dem hab ich auch am meisten gemacht.
B K:
Welche
Rolle hat Ihnen denn bisher am besten gefallen?
M A:
Also in "München 7" hab ich ja
mal diesen Zuhälter-Typen spielen dürfen, der dann die Christine Neubauer am
Viktualienmarkt belästigt. Die Figur hat mir total getaugt. Cowboystiefel
und Goldketterl mit Vokuhila. (grinst) Das hat mich auch sehr geehrt,
dass der Franz X. Bogner auf die Idee kommt, dass ich das spielen kann.
(lacht) So was würde ich schon gerne wieder spielen. Die Typen hab ich schon
drauf.
B K:
Ich nehme
an, dass es für Sie aber nicht vorstellbar wäre nur noch als Schauspieler zu
arbeiten?
M A:
Na! Da hab ich am Kabarett und an
der Bühne zu sehr einen Narren gefressen. Ohne könnte ich glaub ich nicht
existieren, das muss schon sein.
B K:
Herr
Altinger, die letzte Frage: Gibt es eine bayerische Lieblingsserie oder einen
bayerischen Lieblingsfilm von Ihnen?
M A:
Oh, also mein bayerischer
Lieblingsfilm ist der "Brandner Kaspar" von der Aufzeichnung von 1976. Die schau
ich mir jedes Jahr wieder an. Lieblingsserie... (überlegt) ... "Zur
Freiheit", "Irgendwie und Sowieso" und "Kir Royal" fand ich auch immer ziemlich
geil.
B K:
Das ist
doch eine gute Auswahl. Vielen Dank für das Interview!
M A:
Sehr gerne!
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