We are
the Champignons
Auf den
Spuren des Schwammerlkönigs
von München-Riem bis Feldkirchen und Trudering
DER SCHWAMMERLKÖNIG - das war bei der Ausstrahlung 1988 Wolfgang Fierek in
seiner Paraderolle als Fritz Schwaiger, Sohn von Serien-"Dädy" und
Champignonzüchter Walter Sedlmayr. Der typische
Fierek'sche Charme garantierte in jeder der sechs Folgen eine Reihe fescher
Madl und eleganter Damen und mit seinen Freunden Michael Fitz und Ottfried
Fischer auch jede Menge Chaos.
Die
Drehorte für die Eigenproduktion des Bayerischen Rundfunks
lagen 1986/87 in den tiefen und feuchten Champignonstollen von
Salzburg und Belluno (Dolomiten), am Nürburgring aber auch auf den
Malediven und in der Südsee. Aber eben vor allem auch in München-Riem und
Umgebung. Und dort haben wir uns fast 35 Jahre später mal umgesehen... |
|
Zuallererst geht
es aber nach Schwabing in die Ungererstraße. Dorthin, wo
Fritz in der ersten Folge von seiner temperamentvollen
italienischen Freundin Grazia vor die Tür gesetzt wird. Eine Wirtschaft gibt es
dort immer noch. Ob im "Ristorante Grissini e Vini" auch so heißblütige Frauen
arbeiten konnten wir nicht herausfinden. Es reicht aber aber auch, dass der
Hauptdarsteller damals behaupten konnte: "Mit Frauen hab ich immer Probleme".
Den Text zu diesem Titelsong der Serie hat übrigens Regisseur Rüdiger Nüchtern
geschrieben, wie er uns im Interview verrraten hat:
http://bayerische-kultserien.de/Interviews/InterviewNuechtern.html
Eine ganz wichtige Rolle spielen natürlich die Schwammerl, die
Champignons, mit denen der Titelheld fast noch mehr Probleme hat als mit den
Frauen. Zur Drehzeit 1986/87 stand längst fest, dass der viel zu eng gewordene,
aber von den Münchnern geliebte, weil stadtnah gelegene Flughafen Riem
geschlossen (und am 17. Mai 1992 im Erdinger Moos als Franz Josef
Strauß-Flughafen wieder eröffnet) wird. In der Vorbereitungsphase zur Serie war
Rüdiger Nüchtern vor allem von der Tatsache begeistert, dass an den früheren
Münchner Flughafen Riem ein riesiges Gelände anschloss, das weitläufig
unterkellert, aber stillgelegt war. In den Gewölben war einst, noch bevor im
Oktober 1939 die Riemer Airportära begonnen hatte, die Großkantine einer
Pferderennbahn untergebracht, die erst später nach Daglfing bzw. Riem umzog.
Dann, bevor im Mai 1986 die erste Klappe
fiel, waren die geheimen Keller von Riem durch die Flughafenpolizei zum
Sicherheitsbereich erklärt worden. Die Bunker wurden hermetisch abgeriegelt
und von der Polizei als Materiallager genutzt. Ausnahmegenehmigungen wurden
auch an Filmproduktionsfirmen nicht erteilt. Nüchtern musste also zum einen
hinter dem abgesperrten Airport-Terrain, auf dem Gut Oberndorf, den
Bunkereingang für seine Schwammerlkeller nachbauen lassen (er wollte "im
Hintergrund doch unbedingt die landenden und startenden Passagiermaschinen
ins bild kriegen"). Zum anderen musste er für alle Szenen in den feuchten
Kellern, in denen der Champignon am liebsten sprießt, nach Salzburg
ausweichen - was die Dreharbeiten nicht gerade erleichterte.
Wie es der Zufall will, gab es zur Überraschung genau an der
Stelle, wo sich der Bunkereingang befand, eine besonders große und
auffällige Ansammlung an.... "Schwammerl".
Die Bäckerei "Haller Brot" der Freunde
Klaus und Peter gibt es so leider nicht mehr. Dafür aber noch den ungefähren
Standort, den Peter (Ottfried Fischer), sich für seine "Wohnung", einen
umgebauten Linienbus, ausgesucht hat. Schwer zu finden und auch nur mit
Hilfe der Luftaufnahmen bei Salmdorf auszumachen. Warum Ottfried
Fischer von Regisseur nach vier Folgen auf Diät gesetzt wurde, erfahrt Ihr
ebenfalls im Interview.
http://bayerische-kultserien.de/Interviews/InterviewNuechtern.html
|
Leider gibt es auch die Disco "Xenon" heute nicht mehr.
Auch wenn das Gebäude abgerissen wurde, konnten wir herausfinden, dass es das
frühere "Quo Vadis" in Rosenheim war, in dem der Schwammerlkönig seine
G'spusi aufgabelte und von wo aus sich später eine Verfolgungsjagd mit seinem
Gläubiger entwickelte.
Hier der Vergleich mit früheren Aufnahmen
des "Quo Vadis" in Rosenheim. |
|
Den dreisten Klau des Polizeiwagens begang Fritz Schwaiger in
Riem, wo man noch recht gut die Gebäude erkennen kann, zwischen denen sich
der Polizist zu seiner Freundin schleicht.
Beim Rappenweg in Trudering findet die "Polizeikontrolle"
statt. Im Hintergrund ist noch gut die Anflugbefeuerung des alten Flughafens zu
sehen...
Bei der Verfolgungsjagd geht es
über die Kirchtruderinger Straße am Truderinger Wirtshaus vorbei. Das
Dehner-Geschäft an der Kreuzung unmittelbar danach gibt es übrigens immer noch
dort.
Gigantisch war der internationale "Truck Grand Prix", den der
Schwammerlkönig - neben vielen anderen Attraktionen - in Folge 2,
"Zwanzigtausend Rindsbratwürst", organisiert, für sein Country- and Western Open
Air, um besagte Rindsbratwürst an den Mann bzw. die Frau zu bringen - und vor
allem, um Kohle zu machen.
Laut Drehbuch findet die Riesensause in Trudering statt - gedreht
wurde aber neben der Galopprennbahn in Riem (Fotos) auch am Nürburgring,
wo sich für den echten "Truck Grand Prix 1986" Trucker aus aller Herren Länder
wilde Rennen lieferten.
So war es doch sehr interessant die Drehorte für den
Schwammerlkönig zu finden. Draußen, im Osten, vor der Großstadt München - "in
der Savanne" zwischen Daglfing, Riem und Neuperlach, zwischen Autokino,
ehemaligen Flughafengelände und Trabentenstadt, wo z.T. immer noch die
Teilelager der großen Autofirmen, die Montagehallen und das Depot vom Feinkost
Käfer zu finden sind.
Übrigens: An der
Kamera standen während der Drehzeit 1986/87 u.a. Gernot Roll (für die
Folgen 1 bis 4) sowie Sepp Vilsmaier (Folgen 4 bis 6), der längst zum
erfolgreichen Regisseur avancierte ("Herbstmilch", "Stalingrad",
"Comedian Harmonists", etc.).
|
|