Drehorte
"Kir Royal"
(Dez. 2015)
In der
sechsteiligen TV-Serie "Kir Royal" von Kultregisseur Helmut Dietl und
Patrick Süskind kommt der Klatschreporter Baby Schimmerlos (Franz Xaver
Kroetz), der für die "Münchner Allgemeine Tageszeitung" regelmäßig über das
Treiben der berüchtigten Schickeria berichtet, viel herum. Und wie es bei
den meisten Dietl-Serien der Fall ist, findet man die meisten Schauplätze
natürlich in der bayerischen Landeshauptstadt.
30 Jahre
später haben wir mal den Fotograf Herbie Fried (Dieter Hildebrandt) gespielt
und uns angesehen, wie die "Hotspots" von damals heute aussehen...
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Ein guter
Ausgangspunkt ist gleich mal die Bavaria an der Theresienwiese und die
dazugehörige Ruhmeshalle. Gleich in der zweiten Folge "Muttertag" findet
hier der sommerliche Empfang des bayrischen
Ministerpräsidenten (Georg Marischka) statt, wo Schimmerlos am Ende vom Tod
seiner Mutter erfährt. Davor wurde für die gleiche Folge in den Bavaria
Filmstudios gedreht, wo sich Fanny Kessler (Christine Schubert), sehr zum Ärger
vom Regisseur (Rolf Ohlsen), weigert für eine geplante Serie nackt in die
Badewanne zu steigen. Mama Schimmerlos (Erni Singerl) sieht man zu Beginn
übrigens in der Einflugschneise des damaligen Münchner Flughafens in Riem, wo
sich ihre Wohnung befindet und wo Baby später seine angesäuerte Freundin Mona
abholt.
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Viele weitere Szenen entstanden auch im traditionsreichen
Hotel Bayerischer Hof
am Promenadenplatz. Dort wohnt dann auch in der Folge "Königliche Hoheit"
die Königin Katherina Patricia von Mandalia (Michaela May), ehemals die Kathi
vom Hasenbergl, in der Suite 101. Baby und Herbie quartieren sich im
Nachbarszimmer 126 ein, was später dazu führt, dass sie fluchtartig das Hotel
wieder verlässt.
In "Das
Volk sieht nichts" lässt sich
der Abgeordnete Geisshofer (Hanns Zischler)
vor der Feldherrenhalle am Münchner Odeonsplatz fotografieren. Der Ort, an dem
sich Baby zuvor die Villa Schildkraut ansieht, ist zwar rein fiktiv, gedreht
wurde das Ganze aber am Starnberger See. Dort will Großspekulant Dürkheimer (Boy
Gobert) Schimmerlos überzeugen, das Gebäude als Strohmann zu erwerben.
Dürkheimer und Geisshofer treffen sich später übrigens im Restaurant im
Olympiaturm.
"Wer reinkommt, ist drin" ist wohl einer der
bekanntesten Folgen der Serie. Die Aussegnungshalle am Ostfriedhof diente
als Schauplatz für die Villa Medici, in der sich der Klebstoff-Mogul
Haffenloher einen Tisch für 12 Personen bestellt und schließlich wahllos
1000-DM-Scheine an das Personal verteilt.
Währenddessen feiert die Meute um Baby Schimmerlos im
französischen Restaurant „Champs Élysées” eine wilde Party. Hier befindet
sich heute das mexikanische Restaurant Zapata in der Schulstraße 44.
Haffenloher versucht später Schimmerlos im Blue Spa des Bayerischen Hofes
u.a. mit dem legendären Satz „Ich scheiß dich so was von zu mit meinem
Geld!” zu bestechen.
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Nach Paris geht´s in der Folge „Adieu
Claire”. Dort wird vergeblich nach der
Chansonsängerin Claire Maetzig (Marianne Hoppe) gesucht. Dazu steigen Baby und
Herbie im Hotel Plaza Athenee in der Avenue Montaigne, nahe der Champs-Élysées
ab. Abgeholt wird Claire in München am Pasinger Bahnhof von Professor Krakauer
(Richard Münch) und mit einer Doppelgängerin im Zimmer 34 im Bayerischen Hof
versteckt. Den militärischen Kurzhaarschnitt zeigt Mona Baby das erste Mal im
Restaurant Aubergine. Das eigene Restaurant von Sternekoch Eckart Witzigmann
befand sich am Maximiliansplatz und wurde 1994 verkauft.
Babys Apartment wurde im Dachgeschoss des sogenannten
Wappenhaus an der
Ecke der Maillingerstraße zur Nymphenburger Straße eingerichtet. Gut zu sehen,
als seine Mutter zum Putzen vorbeikommt und als Mona vom Bäcker heimkehrt und
kopfschüttelnd die Schlagzeilen liest bzw. die königliche Kutsche vorbeiziehen
sieht.
Und wenn man sich die Klingelschilder des Dachgeschosses
genauer ansieht...
Leider ist es auf dem Foto unten nicht ganz genau zu erkennen,
aber man kann im obersten Stock des Wappenhauses sowohl beim Namen "Schimmer",
als auch bei "Los" klingeln. Leider konnten wir nicht herausfinden, WER bzw.
WARUM diese Schilder dort angebracht sind.
Während Baby und Herbie im Wald einer heißen Story auf der Spur
sind, entdeckt Mona in der letzten Folge "Karriere" ihr Gesangstalent in
der Lach- und Schießgesellschaft. In dieser Kulisse endet schließlich auch die
Serie.
Zum
Abschluss hier ein Bericht vom SPIEGEL 37/1984:
Richtige Drecksau
In einem ARD-"Porträt der
genießenden Klasse" spielt Franz Xaver Kroetz einen Klatschkolumnisten. *
Wenn der Schauspieler in mir
gefordert wird", sagt der Künstler, "bin ich immer unheimlich fröhlich." Franz
Xaver Kroetz ist augenblicklich besonders vergnügt.
Er spielt einen "lustigen,
grausamen, menschlichen" Kerl, "schön bayerisch
widersprüchlich", und eine
"richtige Drecksau". Der Typ ist, als schnüffelnder Klatschkolumnist,
sozusagen das Trüffelschwein einer Münchner Boulevard-Zeitung. Und für den
Stückeschreiber Kroetz, den gelernten Schauspieler, ist dieser Reporter Baby
Schimmerlos eine "wunderschöne Rolle".
Seine Freunde hat dieses
Bekenntnis, gelinde gesagt, erheblich verdattert. Kroetz, das soziale Gewissen
des deutschen Theaters, der ehemalige DKP-Mann, als Society-Voyeur mit
gierigem Schlafzimmerblick? "Um Gottes willen, du ruinierst deinen Ruf", so
mahnten sie. Aber Franz war schon verknallt in die Journaille, schmetterte
allen ein herzhaftes "Leckt mich am Arsch" entgegen und verschwand, völlig
ungeniert, in den Nisthöhlen des Klassenfeindes.
"Kir Royal" heißt die
sechsteilige Klatsch-Serie, die der WDR, vermutlich Ende 85, ins ARD-Programm
bringen will. Zwei Folgen werden gerade gedreht, vorm Pariser Hotel Plaza
Athenee etwa und im Münchner Schlemmer-Olymp "Aubergine". Die Besetzung ist
edel, Senta Berger spielt die Schimmerlos-Geliebte, Boy Gobert einen
spinnerten Spekulanten, Dieter Hildebrandt einen pfiffigen Photographen. Autor
und Regisseur ist der Münchner Helmut Dietl, dessen abgründiger Humor schon
die Serie "Monaco Franze" beflügelte. Mit "Kir Royal" plant Dietl nun ein
sarkastisches "Porträt der genießenden Klasse".
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