Interview mit Uli Bauer

(Juni 2025)

Zur TV-Erstaustrahlung des Films "Wer gräbt den Bestatter ein?".

Schmidbauer-Film

© BR

Bayerische Kultserien: Herr Bauer, wie bereitet man sich vor, wenn man fast einen ganzen Film lang eine Leiche spielt?

Uli Bauer: Ich war ja schon bei vorangegangenen Filmen der Schmidbauers (Tanja und Andreas Schmidbauer von Schmidbauer Film) dabei. Als ich von ihnen gefragt wurde, ob ich bei ihrem neuen Film eine Leiche spielen würde, habe ich sofort zugesagt, weil ich dachte: „Wunderbar, da muss ich nicht viel Text lernen und nur rumliegen." Bei der Zusage hatte ich das Drehbuch noch gar nicht gelesen. Das war ein Fehler. Denn dann habe ich festgestellt, was die mit der Leiche alles veranstalten wollen. Es wurden auf jeden Fall die anstrengendsten Dreharbeiten, die ich je gemacht habe.

B K: Gab es denn keinen „Leichen-Stuntmen"?

U B: Ich habe ja, genau wie Tom Cruise, den Ehrgeiz alle Stunts selber machen zu wollen. (lacht) Auch wenn ich einen sogenannten „Dummy", also eine Puppe mit meinem Gesicht, hatte, die mir tatsächlich erschreckend ähnlich gesehen hat. Allerdings kam dieser Dummy nur zwei Mal zum Einsatz. Einmal bei einem Autounfall und einmal bei einer Szene im Müllwagen. Die wollte ich dann doch nicht selber machen.

Foto: Schmidbauer-Film

B K: Sie haben vorher wahrscheinlich auch noch keine Leiche gespielt, oder?

U B: Auf der Bühne bei einem Kabarett-Auftritt habe ich natürlich schon mal Tote oder Sterbende gespielt, aber immer nur kurz oder als Gag. In dieser Form, wie bei dem Film natürlich nicht. Stundenlang immer wieder ein absolut unbewegliches Gesicht machen, still sein und die Luft anhalten. Das war wirklich eine Herausforderung. Gerade wenn um einen herum skurrile und komische Situationen passieren. Zum Beispiel musste ich in der Kühlung einer Metzgerei unter hunderten von echten Weißwürsten herumstehen. Ich esse sie sonst sehr gerne, aber nach den Dreharbeiten habe ich tatsächlich eine Zeit lang gebraucht, bis ich wieder welche sehen, geschweige denn essen konnte.

B K: Dann ziehen Sie also demnächst lieber viel Text vor?

U B: Darauf kommt es nicht wirklich an, denn ich habe die Leiche schon sehr gerne gespielt. Vor allem mit sehr guten und lieben Kollegen, die mich unterstützt haben und mit denen es sehr viel Spaß gemacht hat zu drehen.

B K: Sie haben es schon erwähnt: Nach „Hinterdupfing" von 2014 und „Austreten" aus dem Jahr 2017, ist es bereits ihr dritter Film mit den Geschwister Schmidbauer. Wie kam es denn damals zur Zusammenarbeit?

U B: Ich kenne die Familie Schmidbauer schon seit Schulzeiten. Das ist eine relativ große Familie in Prien und ich bin mit deren Vätern, Onkel und Tanten teilweise zusammen im Gymnasium gewesen. Als sie in ihren Anfangszeiten noch mehr oder weniger hobbymäßig begonnen haben, Filme zu drehen, habe ich ihnen mal angeboten, dass sie gerne auf mich zukommen können. Weil man junge Leute, die mit so einem Engagement dabei sind, unterstützen muss. Dann hat es sich so ergeben, dass sie mich für den Film „Hinterdupfing" dazugeholt haben.

     

B K: „Hinterdupfing" und „Austreten" waren noch sogenannte Independent-Filme, die ohne große Finanzierung auskommen mussten. Die Entwicklung von „Schmidbauer Film" haben Sie dann quasi von Beginn an miterlebt?

U B: Zumindest schon relativ früh. Die haben schon mit ganz jungen Jahren, also noch vor „Hinterdupfing", begonnen Kurzfilme zu drehen und zu produzieren. Im Laufe der Jahre wurde das immer professioneller und anspruchsvoller. Diese Entwicklung zu verfolgen ist schon sehr interessant.

B K: Dass Sie gerne junge Filmemacher aus der Region unterstützen, hat man auch im Film „Mit dem Rückwärtsgang nach vorn" gesehen, ein Film von Sebastian Schindler aus dem Jahr 2020. Auch ein Independent-Film. Das ist Ihnen schon wichtig, oder?

U B: Klar, auf alle Fälle. Auf dem Land ist das ja gar nicht anders möglich. Ich habe das früher selber erfahren. Ich wollte eigentlich Musiker werden und bin zufällig zum Kabarett gekommen. Da war es für mich auch wichtig, mit Leuten zusammenzuarbeiten und zu spielen, die schon länger im Geschäft sind. Von denen habe ich als junger Mensch viel gelernt und Erfahrungen sammeln können.

B K: Wann haben Sie denn gemerkt, dass Sie auch ohne Musik die Leute auf der Bühne gut unterhalten können?

U B: Nach dem Abitur bin ich drei Jahre auf eine Münchner Jazz-Schule gegangen. Eine Bekannte hat mir währenddessen erzählt, dass sie für ihre Kabarett-Gruppe einen Pianisten suchen. Dafür wurde ich dann engagiert. Bei manchen Sketchen wurde ich dann eben auch für verschiedene Rollen eingesetzt und auf die Bühne gestellt. Da haben sie wohl gemerkt, dass ich da auch ganz gut funktioniere. Mir hat das auch riesig Spaß gemacht und so hat es sich dann eben entwickelt.

B K: Letztens hatte ich ein Gespräch mit Ihrem Nockherberg-Kollegen Stefan Murr, der wahrscheinlich der Rekordmann für verschiedene Figuren beim Singspiel sein dürfte. Haben Sie den Rekord für die meisten Einsätze, was eine einzelne Person angeht?

U B: Ich glaube, Michael Lerchenberg, der den Edmund Stoiber damals gespielt hat, dürfte noch ein paar Jahre mehr im Einsatz gewesen sein.

B K: Wer kam auf die Idee, Sie als Christian Ude beim Nockherberg-Singspiel zu besetzen?

U B: Der damalige Singspiel-Regisseur und seine Assistentin waren bei einem Kabarett-Auftritt von uns im Publikum. Damals war Christian Ude noch neu im Bürgermeister-Amt und sie hatten eigentlich schon einen anderen Darsteller für ihn. Von dem war man aber wohl noch nicht ganz überzeugt. Sie sind nach der Vorstellung zu mir gekommen und haben mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Ude beim Nockherberg zu spielen. Zu der Zeit hatte ich ja noch schulterlange Haare und auch keinen Bart. Erst in der Maske, als mir eine Perücke aufgesetzt und ein Bart angeklebt wurde, dachte ich: „Hoppla, ich sehe dem ja wirklich ähnlich!"

B K: Da haben Sie einen Politiker erwischt, der gut mit Selbstironie umgehen kann, was vielleicht nicht bei allen der Fall sein dürfte.

U B: Gottseidank, ja. Da war ich auch sehr froh, dass ich ihm ähnle und nicht jemand anders. (lacht) Mit ihm verstehe ich mich gut und wir liegen auch mit dem Humor auf einer Wellenlänge.

© Rouka

B K: Gibt es Leute, die Sie heute noch mit ihm verwechseln?

U B: Wenn man mich heute ohne Outfit sieht, dann ist es weniger ein Verwechseln als ein Erkennen. Da wird dann halt gesagt: „Ah, der Ude!".

B. K: Sie meinten mal mit einem Augenzwinkern, dass sie es Christian Ude verdanken, als Schauspieler nicht so viele Rollenangebote bekommen zu haben.

U B: Wenn man als Gesicht so sehr auf eine bestimmte Person bzw. eine Rolle am Nockherberg festgelegt ist, haben Caster oder Regisseure manchmal Scheuklappen und können sich nichts anderes vorstellen. Obwohl ich ja beim Kabarett wahnsinnig viele unterschiedliche Rollen gespielt habe. Und auch bei dem Schmidbauer-Film sehe ich jetzt glaube ich nicht unbedingt wie Christian Ude aus.

B K: Gibt es für Sie eine persönliche bayerische Lieblingsserie?

U B: Die „Münchner Geschichten" sind meine persönliche Lieblingsserie. Die kann ich mir immer wieder anschauen.

B K: Vielen Dank für das Gespräch Herr Bauer.

U B: Ich danke auch!

 

 
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